Ansehen gewinnen durch Kuration: Checkliste für Trainer
Du bist Trainer oder Coach? Dann bist du wahrscheinlich auch ein Experte. Du bist Spezialist in deinem Themengebiet. Als solcher möchtest du dir einen guten Ruf aufbauen und Ansehen gewinnen. Doch Ansehen gewinnt man nicht allein durch Wissen und didaktische Fähigkeiten. Ein seriöser Trainer stellt seinen Teilnehmern Quellen zur Verfügung, die er für gut und relevant hält. Dabei solltest du einige Faktoren beachten, die ich dir hier in Form einer Checkliste vorstelle.
In Seminaren, Workshops und Co zeigst du deinen Teilnehmern, wie sie eine bestimmte Fähigkeit schulen oder sich sinnvolle Prozesse aneignen. Dadurch bist du in einer besonderen Position: Als Trainer oder Coach in der beruflichen Weiterbildung bist du einerseits Experte und hilfst andererseits Menschen dabei, selbst mehr Expertise zu gewinnen.
Als Trainer-Experte musst du ein guter Kurator sein
Nach dem amerikanischen Pädagogik-Psychologen Robert Glaser1 gibt es drei Stufen auf dem Weg zum Experten:
1. Unterstützung von Außen
2. Übergangsphase
3. Selbstständig organisiertes Lernen
In deiner Funktion als Trainer setzt du auf dieser ersten Phase an: Du bietest deinem Teilnehmer Unterstützung von Außen, um ihm den Einstieg ins Thema zu ermöglichen. Das schaffst du durch eine passende Lernumgebung, durch didaktische Methoden und schließlich durch die Auswahl von entsprechenden Inhalten.
Genau hier liegt ein wichtiger Knackpunkt, der den erfolgreichen Trainer von einem Anfänger im Metier unterscheidet. Du musst deine eigene Expertise so einsetzen, dass du zum guten Kurator wirst, der seinen Teilnehmern wertige Quellen und Inhalte zum üben zur Verfügung stellt.
Fun Facts
1. Kurator heißt auf Englisch "trustee". Hier steckt das Wort “trust” (Vertrauen) drin. Vertrauen ist ein wichtiger Garant für Respekt und Anerkennung – Ziele, die du als Trainer erreichen willst.2. Der Begriff Kurator selbst kommt aus dem lateinischen und geht auf das Wort curare zurück, was “sich um etwas kümmern” bedeutet. In Verbindung mit dem Vertrauens-Aspekt hast du damit eine schöne Beschreibung deiner Aufgabe als Kurator: Du gewinnst Vertrauen, indem du dich darum kümmerst, wertige Inhalte zu sammeln und weiter zu geben.
Wie du ein guter Kurator wirst
Um ein guter Kurator zu werden, musst du auf zwei Dinge achten: Die Art der Quellen und die Art der Vermittlung. Anhand von folgender Checkliste kannst du für dich feststellen, ob deine ausgewählten Quellen den Kriterien für gute Kuration entsprechen.
1. Die Art der Quellen
Du gewinnst Ansehen und Glaubwürdigkeit, wenn du inhaltliche Quellen zur Verfügung stellst, die insgesamt folgende Bedingungen erfüllen:
- Sie sind zum Großteil nicht deine eigenen.
- Sie stammen aus seriöser Hand.
- Sie stammen von unterschiedlichen Autoren.
- Sie sind gut aufbereitet.
Zusammengefasst
Du wirkst nicht besonders seriös, wenn du im gesamten Training nur auf eigene Inhalte verweist. Stattdessen unterstützt du deine Argumentation, wenn du über das Spektrum deiner Kuration auf verschiedene Autoren verweist, die ebenfalls ein gutes Ansehen haben. Das bedeutet nicht, dass jede Aussage mit einer anderen Quelle verbunden werden muss! Und schließlich ist es wichtig, dass die Quellen auch gut aufbereitet sind – schlecht gescannte Inhalte oder Quellen ohne eindeutigen Autorennamen wirken unseriös.
2. Die Art der Vermittlung
Auch die Art und Weise, wie du die Quellen an deine Teilnehmer weitergibst, spielt eine große Rolle, um Ansehen und Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Stelle deine Quellen daher so zur Verfügung, dass sie auch folgende Bedingungen erfüllen:
- Die Teilnehmer wissen, wo sie die Quellen finden.
- Die Teilnehmer wissen, warum sie den Inhalt der Quellen durchdringen sollten.
- Die Teilnehmer wissen, wann sie den Inhalt durchdringen sollten.
- Die Teilnehmer wissen, wie lange sie dafür brauchen.
- Die Teilnehmer wissen, wie sie bei Fragen zum Inhalt vorgehen können.
Zusammengefasst
Deine Teilnehmer sollten die Antworten auf alle typischen “W-Fragen” kennen, um effektiv mit den Quellen arbeiten zu können. In der Rolle des Kurators reicht es daher nicht, wenn du kommentarlos einen Link zu einer seriösen Quelle zur Verfügung stellst. Nicht vergessen: Du bist der Experte und du weißt, warum und wie dein Teilnehmer mit der Quelle arbeiten soll.
In Präsenzveranstaltungen sind dir als Kurator die Hände gebunden
Du konntest alle Punkte der Checkliste abhaken? Sehr gut! Jetzt stehst du nur noch vor einem Problem: In Workshops oder Seminaren, bei denen du und deine Teilnehmer euch live in einem Raum befindet, kannst du nicht eben mal eine Quelle übermitteln.
Selbst wenn du gute Quellen herausgesucht und dir überlegt hast, unter welchen Bedingungen deine Teilnehmer damit arbeiten können – auf Papier ausgedruckte Inhalte zerstören die Umwelt und kosten viel Geld. Außerdem bist du hier auf schriftliche Quellen beschränkt. Sobald du ein gutes Video oder einen interessanten Podcast teilen möchtest, sind dir in der Präsenzveranstaltung die Hände gebunden.
Die optimale Methode für deine Kuration: Blended Learning
Wenn du deine Quellen dagegen digital und online teilst, fällt dir das Abhaken der obigen Checkliste viel einfacher und du bist nicht mehr eingeschränkt, was die Länge oder die Form der Inhalte angeht. Verknüpfe deine Präsenzphasen mit einer passenden Online-Begleitung und dir stehen alle Möglichkeiten offen. Diese Methode heißt Blended Learning.
Als Blended Learning bezeichnet man in der Bildungsbranche die Kombination von Präsenzveranstaltungen und online-gestützter Selbstlernphase. Dabei gibt es wiederum verschiedene Möglichkeiten, wie du Blended Learning mit deiner schon verhandenen Präsenzlösung verbinden kannst. Unser ausführlicher Leitfaden zeigt dir, wie du in 9 Schritten dein erstes Konzept erstellst.
Du willst mehr über das Thema Blended Learning erfahren? Auf diesem Gebiet sind wir die Experten! Ich gebe dir hier meinerseits weitere Quellen an die Hand, mit denen dir der Einstieg auf dem Weg zum Blended-Learning-Experten erleichtert wird:
TED Talk von Annie Bosler und Don Greene im Artikel “Spitzenleistung in deinem Training – so schaffst du gute Übungen”
Einordnung: Tipps für Blended Learning und andere Lernformen
Was du hier lernst: Wie du Übungen effektiv im Training einsetzt
Wieviel Zeit du dafür brauchst: 10 Minuten
TED Talk von Simon Sinek im Artikel “4 Schritte zum besseren Training: Durch klare Handlungsaufforderungen”
Einordnung: Tipps für Blended Learning und Trainings im Allgemeinen
Was du hier lernst: Wie du als Speaker oder Trainer bei Menschen Handlungen auslöst
Wieviel Zeit du dafür brauchst: 20 Minuten
Schau dir einfach mal beide Quellen an und lerne, mit welchen Techniken du im Blended Learning durchstarten kannst!
1R. Glaser: Changing the agency for learning: Acquiring expert performance. In: K. A. Ericsson (Hrsg.): The road to excellence. Mahwah, New Jersey 1996.
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