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Die demokratischste Form des Vortrags: Der Diskussionsmarktplatz

Geschrieben von Corinna Günther | Mo, 03.12.2018

Stell dir vor, du hast 45 Minuten Zeit, um dein Thema einer interessierten Gruppe von Menschen vorzustellen. Welche Methode wählst du? Hans und Michael von blink.it haben auf dem Herbst-Impulstag von GABAL das perfekte Format für diese Gelegenheit gefunden: Den Diskussionsmarktplatz. Dabei entscheidet das Publikum, welche Fragen beantwortet werden sollen – unter ganz besonderen Bedingungen!

5 Minuten – der Timer läuft!

Das Grundprinzip des “Diskussionsmarktplatzes”: In knapper Zeit so viele Fragen wie möglich beantworten. Wenn du wie oben beschrieben dein Herzensthema verschiedenen Menschen vorstellen willst, greifst du wahrscheinlich auch auf einen klassischen Vortrag zurück – mit mehr oder weniger Publikumsbeteiligung. Vielleicht hast du Folien vorbereitet, vielleicht setzt du auch auf einen rein mündlichen Vortrag – so oder so wirst du dich auf die Veranstaltung entsprechend vorbereiten.

Der Klassiker für Einführungen ins Thema: Vorträge mit anschließender Diskussions-/Fragerunde

Beim Diskussionsmarktplatz wird dieses Prinzip auf den Kopf gestellt: Hier bestimmen die Teilnehmer, welche Fragen du beantworten sollst. Für jede Frage hast du genau fünf Minuten Zeit – der Timer läuft. Mit dieser Methode schaffst du es, auch in knapp bemessener Zeit alle wichtigen Fragen zu beantworten. Und zwar genau die Fragen, die dem Publikum am wichtigsten sind!

Michael und Hans von blink.it haben diese Methode auf dem Herbst-Impulstag 2018 das erste Mal ausprobiert – die Teilnehmer waren begeistert. Und vor allem: Obwohl das Publikum fast ausschließlich aus Trainern bestand, kannte bisher niemand dieses clevere Format. Grund genug, sich näher mit dieser Methode auseinander zu setzen!

Michael beim GABAL Impulstag 2018: Mit der Methode “Diskussionsmarktplatz” beantwortet er in kurzer Zeit nur die Fragen, die dem Publikum wirklich wichtig sind.

Die perfekte Methode für Barcamps

Der Diskussionsmarktplatz ist die perfekte Methode für Barcamp-Formate: Also für alle Arten von Vorträgen, die eigentlich viel mehr Zuschauerbeteiligung haben sollten, als in einem typischen Vortrag möglich ist. Mit dem Prinzip Barcamp meine ich sämtliche Veranstaltungen, in denen du als Experte mit Menschen sprichst, die sich grundsätzlich für dein Thema interessieren.

Die optimalen Rahmenbedingungen für den Diskussionsmarktplatz:

  • die Teilnehmer möchten mehr über ein Thema erfahren
  • die Zeit ist begrenzt (z. B. 45 oder 60 Minuten)
  • dir ist wichtig, auf möglichst viele Fragen deiner Teilnehmer einzugehen oder du möchtest wissen, welche Fragen ihnen überhaupt wichtig sind (besonders, wenn du zum ersten Mal über ein Thema sprichst)

Passende Gelegenheiten sind dabei nicht nur klassische Vorträge auf Messen und Barcamps, sondern auch Auftaktveranstaltungen in Trainings und Weiterbildungen jeder Art.

Dabei darf das Publikum auch gerne bunt gemischt sein: Wo sonst meistens die Hälfte der Teilnehmer abschaltet, werden beim Diskussionsmarktplatz nur die Fragen gestellt, die für die Mehrheit interessant sind.

Das wohl demokratischste Vortrags-Format

Bei der Methode Diskussionsmarktplatz bestimmt das Publikum die Fragen, du gibst die Antworten. Nach fünf Minuten entscheidet wieder die Mehrheit des Publikums, ob die bisherige Antwort ausreichend war – oder ob du weitere fünf Minuten zu genau dieser Frage sagen sollst. Durch dieses Prinzip ist der Diskussionsmarktplatz die wohl demokratischste Methode, die du für einen Vortrag verwenden kannst.

Und so funktioniert der Diskussionsmarktplatz, Schritt für Schritt:


  1. Schritt: Fragen sammeln

Frage deine Teilnehmer, was genau sie an dem Thema interessiert. Schreibe alle Fragen (oder zumindest die ersten 7-10) mit. Optimalerweise überträgst du deine Mitschrift per Beamer an die Wand – oder du verwendest ein klassisches Flipchart.

 2. Schritt: Fragen priorisieren

Wenn du genug Fragen beisammen hast, folgt Runde 2: Die Priorisierung. Dafür liest du Frage für Frage vor und lässt per Handzeichen aufzeigen, wer sich eine Antwort auf diese Frage wünscht. Damit es demokratisch bleibt, hat jeder Teilnehmer zwei Stimmen. Notiere die Anzahl der Stimmen neben der Frage, so hast du zum Schluss eine priorisierte Liste.

 3. Schritt: Fragen beantworten

Beginne bei der Frage mit den meisten Stimmen – also der Frage, die die meisten Teilnehmer im Raum interessiert. Setze dir einen Timer für fünf Minuten und beantworte die Frage.

 4. Schritt: Interesse abfragen

Die fünf Minuten sind vorbei? Dann entscheidet jetzt wieder das Publikum, ob die Frage ausreichend beantwortet ist! Dazu lässt du wieder Handzeichen geben: Daumen hoch bedeutet “Ich habe noch mehr Interesse am Thema und will weitere fünf Minuten dazu hören”. Daumen runter dagegen heißt “Mir reicht die Antwort, ich möchte lieber zur nächsten Frage übergehen”.

Auch hier gilt wieder das Mehrheitsprinzip: Siehst du vor allem Daumen nach oben gestreckt, setzt du deinen Timer auf weitere fünf Minuten und sprichst weiter. Zeigen die Daumen mehrheitlich nach unten, setzt du deinen Timer ebenfalls wieder auf fünf Minuten – und beantwortest die nächste Frage in der Reihe. So verfährst du immer weiter, bis die eingeplante Zeit für deinen Vortrag oder deine Trainingseinheit vorbei ist. Mit dieser Methode kannst du bestmöglich auf deine Teilnehmer eingehen.

Tipp: Noch besser funktioniert der Diskussionsmarktplatz, wenn du das Format gemeinsam mit einem Kollegen/Partner anbietest. Beim GABAL Impulstag waren Hans und Michael zu zweit – einer moderiert und notiert die Fragen, während der andere parallel die Fragen beantwortet
Tipp 2: Manche Fragen sind zu komplex, um in fünf Minuten ausreichend beantwortet zu werden. Die Lösung: Mach es wie Michael und Hans und lass dir am Ende Visitenkarten geben, um den Interessenten weitere Informationen digital zu schicken. Bietest du das Format in einem geschlossenen Kreis an, etwa im Rahmen eines längeren Trainings, kannst du solche Fragen idealerweise für alle in einer Online-Begleitung beantworten.

Der Diskussionsmarktplatz: Die wohl demokratischste Form eines Vortrags oder einer Präsentation. Dabei bestimmt das Publikum nicht nur die Fragen, sondern auch, wieviel Zeit sie für jede Antwort hergeben wollen.

Live oder digitaler Diskussionsmarktplatz? Beides passt!

Das Prinzip des Mehrheitsentscheids und der Priorisierung funktioniert online genauso gut wie offline: So kannst du beispielsweise das komplette Format als Webinar anbieten.

Noch besser funktioniert der Diskussionsmarktplatz als Schnittstelle zwischen deiner Präsenz-Veranstaltung und der Online-Begleitung. So kannst du nach dem gemeinsamen Kennenlernen im Diskussionsmarktplatz die wichtigsten Fragen der Teilnehmer sammeln und die Top 5 noch live vor Ort beantworten.

Für alle weiteren Antworten verweist du auf deine Online-Begleitung. Dort kannst du beispielsweise 3-minütige Videos von dir aufnehmen, in denen du jeweils die übrigen Fragen beantwortest. Da du dich in diesem Fall auf die Antwort vorbereiten kannst, sollten drei Minuten ausreichen – die Aufmerksamkeitsspanne des Betrachters ist online ohnehin oft geringer.

Auf diese Weise holst du deine Teilnehmer perfekt ab und motivierst sie, sich online deine Antworten anzusehen – es sind schließlich ihre Fragen. In der Online-Begleitung kannst du jetzt nach und nach weitere Inhalte freigeben, die zu den Interessen deiner Teilnehmer passen, und sie so langfristig und nachhaltig motivieren.

Diese Kombination aus Offline- und Online-Methoden heißt Blended Learning. Zusammen mit der Methode Diskussionsmarktplatz ist das der perfekte Weg, um: möglichst viele Inhalte... in möglichst kurzer Zeit…. an heterogene Teilnehmergruppen zu vermitteln.

Übrigens: Wir bei blink.it sind so begeistert von der Methode Diskussionsmarktplatz, dass wir sie jetzt auch bei internen Meetings ausprobieren werden: Etwa einmal im Quartal trifft sich das komplette Team und jeder darf Fragen/Ideen mitbringen. So wollen wir Themen, für die sonst keine Zeit ist, einen festen Raum geben.

Kennst du dieses Format? Hans und Michael waren nach ihrem Test-Durchlauf begeistert vom positiven Feedback der Teilnehmer. Von 25 Personen haben 19 ihre Visitenkarte abgegeben, weil sie auf weitere Antworten gespannt waren.

Nimm dir jetzt einfach mal selbst fünf Minuten und überlege: Wo könntest du den Diskussionsmarktplatz einsetzen? Vielleicht als Auftakt-Veranstaltung zu einem Training oder beim nächsten Barcamp? Probier das Format aus, wir empfehlen es unbedingt weiter!