blink.it Blog – Expertenblog für E-Learning & Blended Learning

Gewohnheiten verankern: Die Rolle der Onlinebegleitung

Geschrieben von Hans Peter Ludescher | Di, 08.03.2016

http://www.flaticon.comJeder Mensch besitzt einzigartige Gewohnheiten. Daher ist es unmöglich eine einfache Formel für Veränderungen zu liefern. Eine Formel, die alle Gewohnheiten verändert, für alle Menschen, in allen Situationen. Die Entdeckung einer solchen Formel wäre eine Sensation! Trainer und Coaches würden nur noch diese Formel einsetzen. Wenn Du dieser Formel auf der Spur bist, dann schreib uns. ;) Wir sind neugierig!  Wir sind der Meinung, dass eine langfristige Onlinebegleitung eine wichtige Komponente der Formel ist. Gewohnheiten lassen sich nicht von heute auf morgen verändern. 

Eine Gewohnheit im Kommunikationsverhalten (z.B. leises sprechen) zu verändern und jemanden dabei zu unterstützen, laut und deutlich zu sprechen stellt andere Anforderungen als zum Beispiel die Gewohnheit mehr Sport zu treiben, das Naschen zu unterbinden oder die Routinen im Arbeitsablauf zu verändern. In diesen Fällen scheitert es in der Regel nicht am mangelnden Wissen. Natürlich muss der Trainer informieren und den Aufbau von Wissen unterstützen. Zusätzlich besteht die Herausforderung für den Trainer darin, die Teilnehmer in dem Übergangsprozess vom Wissen zum Handeln zu unterstützen. Das beinhaltet zu motivieren, dabei zu helfen, Ziele und Pläne zu formulieren und Unterstützung anzubieten, wenn es den Teilnehmern schwer fällt die Pläne umzusetzen.

Was ist eigentlich eine Gewohnheit?

Die kurze Antwort: Eine Verhaltensroutine. Gewohnheiten entstehen durch die Wiederholung bestimmter Verhaltensweisen in bestimmten Situationen. Während den ersten Durchgänge ist aktive gedankliche Kontrolle nötig. Mit zunehmenden Wiederholungen werden die Abläufe ohne gedankliche Verarbeitung ausgeführt.

Gewohnheit bestehen im Kern aus der Abfolge von drei Komponenten:

Der Hinweisreiz (Cue), die Verhaltensroutine und die Belohnung.

 

Zum Beispiel die Gewohnheit: “Nach dem Mittagessen trinke ich eine Tasse Kaffee.”. Nach dem Mittagessen (Hinweisreiz: “Es ist nach 14 Uhr”), steht man vom Schreibtisch auf und läuft in die Teeküche. Tasse aus dem Schrank nehmen. Unter die Maschine stellen. Knopf drücken. Über diese Verhaltensroutine wird die Person nicht viel nachdenken. Die Belohnung ist in diesem Fall wahrscheinlich die Stimulation durch das Koffein im Kaffee. Was denkst Du passiert, wenn plötzlich eine neue Kaffeemaschine in der Teeküche steht? Die Person muss erst einmal herausfinden, wie die neue Maschine funktioniert. Die gedankliche Verarbeitung wechselt aus dem “passiven Gewohnheitsmodus” in den aktiven Modus.

Hier ein weiteres Beispiel mit der Führungskraft “Bernd” zu dem Thema Feedback: Bernd hat die Gewohnheit, sein Feedback in der Teamsitzung am Montag morgen vor versammelter Mannschaft auszuteilen. Das mag bei Lob eine zusätzliche Belohnung für den Empfänger sein. Natürlich läuft nicht immer alles gut und wenn Bernd verärgert ist, dann teilt er auch Kritik aus. Die Belohnung für Bernd ist in dem Fall, dass er seinem Ärger Luft machen kann. Bernd fällt auf, dass es ihm nicht immer gelingt, seine Kritik als Feedback  zu formulieren. Er weiß, dass niemand zur Schnecke gemacht werden möchte. In einem Seminar zu Feedback möchte er seine Fähigkeit verbessern, Feedback zu geben. Wie kann man Bernd bei der Veränderung dieses Verhaltens unterstützen? Im Seminar wird aufgeklärt, welche Kommunikationsregeln bei Feedback beachtet werden sollten und warum diese Regeln sinnvoll sind (z.B. Selbstwert-Schutz). Bernd übt in verschiedenen Rollenspielen diese neuen Formulierungen und macht die ersten Erfolgserlebnisse. Bernd möchte diese Regeln in den Teamsitzungen häufiger einsetzen. Eine Woche nach dem Seminar denkt Bernd bei der Vorbereitung der Teamsitzung noch an die Inhalte des Seminars. Zwei Wochen nach dem Seminar ist am Montag viel los. Es bleibt weniger Zeit für die Vorbereitungen für das Feedback. So richtig kann sich Bernd nicht mehr erinnern. Da er nicht weiß, wo er schnell die Informationen her bekommen kann, verfällt er in die alten Gewohnheiten.

So unterstützt Du deine Teilnehmer bei der Veränderung von Gewohnheiten

Strategien zur Veränderung von Gewohnheiten fallen in zwei Kategorien:

  1. Die erste Kategorie beschreibt Maßnahmen, ungewollte Gewohnheiten einzuschränken. Das Ziel ist in diesem Fall die Unterlassung (Inhibition) durch Selbstkontrolle. Das bedeutet sich bewusst die Instruktion: “Mach das nicht!” zu geben. Auch Wenn-Dann-Pläne (LINK zu Artikel) können in diesem Zusammenhang eingesetzt werden: “Wenn ich in der Kantine mein Essen bestelle, dann verzichte ich auf den Nachtisch und bestelle mir einen Apfel.”. Eine Veränderung der Situation oder der Umgebung kann sehr große Auswirkungen auf die Gewohnheiten haben, da sich die Hinweisreize verändern. Hinweisreize können auch aktiv vermieden werden (z.B. im Supermarkt nicht in das Regal mit den Süßigkeiten gehen).
  2. Die zweite Kategorie bezieht sich darauf, neue (gewünschte) Gewohnheiten aufzubauen. Neue Gewohnheiten bilden sich schneller aus, wenn folgende Aspekte vorhanden sind: Planung, wiederholtes Ausüben, ein stabiler Kontext (die Situation, in welcher das Verhalten eintreten soll) und Belohnungen. Wiederholtes Ausüben der beabsichtigten Verhaltensweise spielt eine große Rolle für den Aufbau neuer Gewohnheiten. Daher sollte der Kontext möglich gleich bleiben. Zum Beispiel:”Immer wenn ich Donnerstags von der Arbeit kommen, gehe ich 20 Minuten spazieren.”. Gerade in Situationen, in welchen die Willenskraft erschöpft ist (z.B. nach der Arbeit), neigen Menschen zu Gewohnheitshandlungen. In diesem Fall wäre es positiv, da die Gewohnheit "Spazierengehen" bereits verankert ist.

Als Trainer oder Coach kannst Du an diesen Punkten ansetzen:

  • Informieren und Lernen unterstützen: Deine Teilnehmer können auf alle Informationen zugreifen, die für das “Tun” nach dem Seminar wichtig sind. In der online Nachbereitung stellst Du diese Informationen per blink.it App bereit. Egal ob Dokumente, Audiodateien oder Video. Deine Inhalte sind gebündelt für deine Teilnehmer abrufbar
  • Aufmerksamkeitslenkung: Wie kannst Du die Aufmerksamkeitslenkung über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten? Du bringst deine Teilnehmer im Seminar dazu, über ihre Gewohnheiten nachzudenken. Diese Reflexion ermöglicht es deinen Teilnehmern, Hinweisreize zu finden und Gewohnheiten besser zu verstehen. Diesen Prozess mit dem Seminar enden zu lassen, wäre etwas kurz gegriffen. Wenn du dein Seminar online begleitest, dann kannst Du auch Wochen nach dem Seminar deine Teilnehmer daran erinnern, sich mit ihren Gewohnheiten auseinanderzusetzen. In einem kurzen Video kannst Du deinen Teilnehmern einen Denkanstoß für die Woche geben. Zu welcher Einsicht sind deine Teilnehmer in deinem Seminar gekommen?
  • Zum Üben motivieren: Als Trainer motivierst Du deine Teilnehmer im Seminar durch deine persönliche Ausstrahlung. Du bist begeistert von deinem Thema und möchtest anderen Menschen helfen und bei ihrer Veränderung begleiten. Diese Begeisterung vermittelst Du online am besten per Video. Auf diese Weise bekommen dich deine Teilnehmer erneut mit deiner persönlichen Wirkung zu sehen. Da Du die persönliche Beziehung im Seminar aufgebaut hast, ist deine Präsenz in der Onlinebegleitung umso wirkungsvoller. In einer kurzen Videosequenz motivierst Du deine Teilnehmer zum Üben und kannst eine Hilfreiche Handlungsaufforderungen einbauen.
  • Auf Hindernisse hinweisen: Bewusstes Handeln wird durch verschiedene Faktoren gehemmt. Zu diesen Faktoren zählen Zeitdruck, Ablenkung und Stress. Das Verhalten wird an Gewohnheiten ausgerichtet, wenn die bewusste Auseinandersetzung nur eingeschränkt möglich ist. Gerade in diesen Situationen können deine Teilnehmer von deiner Unterstützung profitieren und über die Onlinebegleitung mit dir oder der Seminar-Gruppe in Kontakt treten. Zum Beispiel kannst Du per Kommentarfunktion Anregungen zum Problemlösen und der Ideenfindung geben.
  • Langfristig begleiten: Da es mehrere erfolgreiche Wiederholungen benötigt, um neue Gewohnheiten zu festigen ist eine langfristige Begleitung sehr hilfreich. Ein Seminar online zu begleiten ist nicht nur sinnvoll, sondern auch automatisierbar. Das bedeutet Du hast die Möglichkeit deine Inhalte für die Begleitung schon vor der Seminar vorzubereiten und musst dich dann nur noch um die Interaktion kümmern. Biete deinem Auftraggeber an, dass Du Diese Begleitung kann bei Einzelpersonen in Form von Telefon-Coaching durchgeführt werden.
Was sind deine Gedanken zur Veränderung von Gewohnheiten? Wir freuen uns über Kommentare.

 

 
 
 
Icons made by Icomoon from www.flaticon.com is licensed by CC 3.0 BY
Icons made by Freepik from www.flaticon.com is licensed by CC 3.0 BY