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Herr Steinbeißer, der Albtraum jedes Personalentwicklers

Geschrieben von Hans Peter Ludescher | Di, 20.12.2016

Hast du bei deinen Auftragsverhandlungen schon einen Herrn Steinbeißer kennengelernt? Den Schrecken jedes Personalentwicklers?

Zusammen mit weiteren Fachexperten wollten wir Herrn Steinbeißer entzaubern und von der Bestellung eines Trainings überzeugen. Auf dem Corporate Learning Camp 2016  hat sich Eike Reinhardt bereit erklärt unseren persönlichen Herrn Steinbeißer zu spielen und in Verhandlung mit dem restlichen Teilnehmerfeld zu treten. Dieses ist gemischt aus freien Trainern, über Personalentwickler bis hin zu Bereichsleitern der Personalentwicklungen großer Unternehmen.

Weitere Themen, die wir in Sessions solcher Teilnehmer besprochen haben sind “Training vorbei – und nun?”, “Studio@home: Best Practice Filmen mit dem Smartphone” und “Offline und Online im Training”.

Herr Steinbeißer, wer ist das überhaupt?

Das Setting ist einfach: “Herr Steinbeißer” (Eike Reinhardt) verhandelt mit den Fachexperten der Session, während Michael moderiert.

Vorab ein paar Fakten zu Herrn Steinbeißer:

  • Er hat ein großes Budget.
  • Er ist Zahlen, Daten und Fakten orientiert.
  • Er möchte wissen, welchen Effekt das Training hat.
  • Er verlangt Auskunft über den Trainingserfolg.

Was beschäftigt Herrn Steinbeißer?

Das Publikum schlüpft gemeinsam in die Rolle des Trainers, welcher Herr Steinbeißer von seinem Angebot überzeugen möchte. Schnell hat sich gezeigt, dass man einen Herr Steinbeißer nur überzeugt, wenn man die richtigen Argumente in der Tasche hat. Was etwas dauerte, war zu entschlüsseln, in welchen Bereichen Herr Steinbeißer überzeugt werden will. Am Ende konzentrierte sich alles auf diese fünf Bereiche:

  • Die Bedarfsanalyse
  • Die Trainingsphasen
  • Die Trainingsmethonden, Lernmethoden und das Setting
  • Der Trainingstransfer
  • Die Trainingsevaluation

Während einer hitzigen Verhandlung wurden diese Themen kreuz und quer adressiert. Ich habe mir erlaubt, sie für dich blockweise zu beschreiben.

Bedarfsanalyse - Wenn aus Wünschen konkrete Ziele werden

In diesem Bereich möchte Herr Steinbeißer sicherstellen, dass das trainiert wird, was er will. In der Session hat es Herr Steinbeißer den Teilnehmern nicht leicht gemacht. Seine Beschreibungen von dem Trainingsziel waren meist abstrakt. Die Teilnehmer mussten sich wiederholt mit Herr Steinbeißer austauschen, um konkrete Trainingsziele festzulegen und die Verknüpfung mit Fähigkeiten sicherzustellen. Interessant war hier die Auseinandersetzung zu spezifischen Verhaltensziele. Herr Steinbeißer wollte hier Ergebnisse sehen, die Teilnehmer mussten ihn etwas bremsen. Anspruchsvolle Ziele sind gut, sollten aber realistisch bleiben. Hier kommt die altbekannte SMART-Formel für die Zielsetzung zum Einsatz. Das gefällt Herr Steinbeißer natürlich gut, da er später die Ziele überprüfen kann.

Trainingsphasen - Vorbereitung, Training, Nachbereitung

Hier wollte Herr Steinbeißer wissen, was ein Teilnehmer während dem Training erlebt. Die Session-Teilnehmer haben ihm also beschrieben, welche Lernerfahrung der Teilnehmer während der Trainingszeit machen wird. Zunächst wurde der Ablauf des Präsenztrainings beschrieben. Herr Steinbeißer wollte dann wissen, was in der Vorbereitung bzw. nach dem Training passiert. Hier war für ihn wichtig, dass die Trainingsvorbereitung, das Training selbst und die Nachbereitung aufeinander abgestimmt sind. Die Session-Teilnehmer haben daher wiederholt die Lernerfahrung vorgestellt, die ein möglicher Teilnehmer durchlaufen wird.

Trainingsmethoden, Lernmethoden und das Setting - Ein bunter Mix

Das hat Herr Steinbeißer zu seinen nächsten kritischen Fragen gebracht: “Wie stellt der Trainer die nötigen Trainingsmethoden (bzw. Lernmethoden) zur Verfügung, um die festgelegten Trainingsziele zu erreichen?”. Das Seminar war sofort im Gespräch, obwohl noch gar nicht geklärt war, welches Vorwissen die Zielgruppe hat und wie groß z.B. die Gruppen sein sollten. Erst als diese Frage beantwortet wurden, konnten verschiedene Trainingsformen gegenübergestellt werden. Neben dem Seminar war auch das Webinar im Gespräch. Verschiedene Lernstrategien wurden von den Teilnehmern vorgestellt. Dazu gehörten die klassische Instruktion, Fallbeispiele, Gruppendiskussionen und Rollenspiele. Herr Steinbeißer hat immer wieder nachgefragt, wie die eingesetzten Methoden den Lernerfolg sichern.

Trainingstransfer

Trainingstransfer war für Herrn Steinbeißer ein besonders wichtiges Thema. Er wollte wissen, was die Trainer tun, um den Transfer zu fördern und wie diese Maßnahmen gemessen werden. So wollten die Sessionbeteiligten den Transfer fördern:

  • Die Teilnehmer vor dem Training nach ihrer Transfermotivation zu befragen.
  • Die Unterstützung der Führungskräfte im Unternehmen sichern.
  • Nachfragen, wie die neuen Inhalte in die Unternehmensprozesse eingebettet werden.
  • Die Trainingsteilnehmer bei der Umsetzung nach dem Training begleiten.
  • Die Teilnehmer nach Hürden und Hindernisse für den Transfer zu befragen.

Trainingsevaluation

Abschließend wollte Herr Steinbeißer wissen, wie sich der die Reaktionen auf das Training, der Lernerfolg und die Umsetzung zu verschiedenen Zeitpunkten im Training messen lässt? Während der Diskussion mit Herr Steinbeißer hat sich eine Herausforderung für Trainer und Personalentwickler herauskristallisiert. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Messbarkeit, ohne dass die Menschlichkeit dabei verloren geht. Mitarbeiter möchten sich fair behandelt fühlen und nicht das Gefühl haben, dass ihnen nach dem Training jemand mit einem Notizblock hinterherläuft und alle möglichen Daten notiert. Auf der anderen Seite ist diese Messbarkeit, wie oben bereits angesprochen, mit der Zielsetzung direkt verbunden. Weiterbildung muss strategisch geplant werden und dazu gehört auch, dass überprüft werden muss, ob man sich noch auf dem richtigen Kurs befindet und ob die eingesetzten Maßnahmen auch die Ziele erreichen, die angesetzt waren.

Das Fazit: Eine spannende Session mit vielen Diskussionsfragen. Diese Fragen sind nicht immer leicht zu beantworten. Wer sich im Vorfeld mit diesen Fragen auseinandersetzt, hat es in der Auftragsklärung leichter.

Bist du auch schon einem Herr Steinbeißer begegnet? Welches Rezept hast du für deine Auftragsverhandlungen? Schreib uns deine Erfahrungen.