“Früher war ich die größte Skeptikerin, heute bin ich fest überzeugt vom Konzept Blended Learning” – so beschreibt Nicole Mast ihren Weg zur erfolgreichen E-Trainerin. Erfahre im Interview, was Nicole letztendlich überzeugt hat und welche Tipps sie für angehende Blended-Learning-Trainer hat.
Nicole Mast ist selbstständige Trainerin und Coach bei MenschTRAINING. 2018 ist sie nominiert für einen Trainerpreis des BDVT – mit einem Blended-Learning-Programm, das junge Führungskräfte im Präsenz-Seminare schult und acht Wochen online begleitet. Wir wollten von ihr wissen: Welche Tipps hast du für andere Trainer, die überlegen, ihr Angebot online zu erweitern?
Mein Fokus im Training liegt dabei auf dem praktischen Mehrwert der Teilnehmer. Dafür tauche ich intensiv in das Unternehmen ein, um die Ziele, Werte und Rahmenbedingungen gut kennenzulernen.
Nicole Mast: In der Regel kommen Unternehmen auf mich zu, weil sie für ihre Führungskräfte – zum Beispiel im Nachwuchsbereich – Unterstützung bieten wollen. Für besondere Herausforderungen oder um überhaupt einen Grundstock zu legen. Im Vertrieb ist das auch oft gekoppelt an unternehmerische Leistung wie Umsatzsteigerung.
Ich kann helfen, indem wir Ziele eruieren und gemeinsam feststellen: Wo stehst du gerade als Führungskraft? Wo steht das Unternehmen? … Nach einer ausführlichen Analyse der aktuellen Situation erstelle ich das Konzept mit Blick auf die zu erweiternden Kompetenzen und hilfreiche Führungstools. Dann folgt ein Training, Coaching oder auch ein Blended Learning. Im Blended Learning machen wir zum einen klassische Präsenztrainings oder Einzelcoachings und zum anderen begleite ich die Teilnehmer online über mehrere Wochen hinweg in meiner Online-Akademie.
Nicole Mast: Eine Kollegin von mir kennt mein Programm4Starter für Nachwuchs-Führungskräfte, das als Blended-Learning läuft und hat mich dem BDVT vorgeschlagen. Das besondere an diesem Programm ist, dass wir sämtliche Schnittstellen im Unternehmen einbinden. Das bedeutet, dass die Führungskräfte mit ihren direkten Vorgesetzten und der internen Personalentwicklung zusammenarbeiten.
Das Programm besteht neben dem E-Learning-Anteil auch aus einem Präsenztraining und Einzelcoaching. Wenn die Teilnehmer dann beispielsweise Mitarbeitergespräche führen sollen und das im Präsenztraining geübt haben, können sie online nachlesen, was erarbeitet wurde. Dann führen sie mit ihrer Führungskraft zusammen das Gespräch durch und berichten mir im Anschluss im Einzelcoaching, was gut funktioniert hat und wo es noch Herausforderungen gibt.
Auf der Messe Zukunft Personal im September entscheidet sich, ob wir mit unserem Blended-Learning-Programm Bronze, Silber oder Gold gewinnen.
Nicole Mast: Bei Blended Learning überzeugt mich die Möglichkeit der Nachhaltigkeit und auch ein Stück weit Arbeitserleichterung für mich. Man muss sich vorstellen, dass ich Dinge, die ich sonst per E-Mail an den Kunden und auch an die Teilnehmer versendet habe (klassisches Pre-Work), jetzt online zur Verfügung stelle.
Ist die Gruppe einmal eröffnet, sind die Teilnehmer einmal eingeladen, hab ich die Möglichkeit, mich online vorzustellen und die Teilnehmer auch schon ein Stück weit zusammen zu bringen. In der Regel stoße ich dann auch schon die Selbstreflexion an. Was auch sehr vorteilhaft ist: Ich kann den Prozess verlängern. Ein klassisches Training, was sonst zwei oder drei Tage dauern würde, kann ich beispielsweise auf acht Wochen ausweiten.
So kann ich sukzessiv vor oder auch nach dem Seminar immer noch Inhalte zur Verfügung stellen, kleine Aufgaben stellen oder auch spielerisch und unterhaltsam begleiten, zum Beispiel durch Quiz oder Podcasts und Videos. Genau dadurch steigere und sichere ich eben die Nachhaltigkeit, was ein riesiger Vorteil für meine Auftraggeber ist.
Nicole Mast: Ich befinde mich mit meinem Blended-Learning-Programm noch relativ am Anfang und bin seit einem halben Jahr wirklich aktiv dabei – beschäftige mich aber schon länger aktiv mit diesem Thema. Das, was ich einbinde, sind vor allem kleine Videoeinheiten, die ich selbst drehe oder auch bestehendes Material von Youtube nutze und einbinde. Damit möchte ich dem Teilnehmer auch zeigen, dass nicht nur das, was wir im Programm machen, interessant ist, sondern dass sie auch nachgelagert wissen, wie sie sich informieren können.
Was ich zusätzlich anbiete, sind u.a. klassische PDFs zum Nachlesen, verbunden mit kleinen Aufgaben. Am Ende eines Programms bearbeiten die Teilnehmer ein Abschluss-Quiz. Dazu stimme ich mich individuell mit meinem Kunden ab, was gewünscht ist: Welches Wissen soll geprüft werden?Soll der Teilnehmer durchfallen können? Wieviel Prozent soll er dann bestanden haben – usw.
Nicole Mast: Wenn du beispielsweise in meinem Programm4Starter bist, was acht Wochen dauert und für Führungskräfte gebaut ist, dann bekommst du jeden Montag einen kleinen Input, der gerade thematisch ins Programm passt. In der Regel dauert das für dich fünf Minuten oder in Ausnahmefällen auch mal bis zu fünfzehn Minuten.
Die Aufgaben erhältst du dann jeden Montag – und beantwortest sie manchmal nur für dich und manchmal schickst du die Antworten dann an mich als E-Tutor. Oder ich motiviere dich dazu, eine Gruppendiskussion anzustoßen. Da hättest du dann die Möglichkeit, dich mit den anderen Teilnehmern auszutauschen. Manchmal ist die Anweisung auch, etwas aus dem Seminar oder aus der Online-Begleitung in die Praxis umzusetzen. Mit dem Feedback findest du dich dann in der Gruppe wieder zusammen und erhältst neue Lösungen und Ideen.
Das Schöne an meinem Blended Learning ist außerdem: Wir arbeiten asynchron. Das heißt, jeder entscheidet selbst, wann er sich online einfindet und dort Feedback gibt. Du hast also als Teilnehmer die ganze Woche Zeit zu entscheiden, wann und wo du die Inhalte bearbeitest. Du kannst die Aufgaben zum Beispiel in der Firma am PC machen oder unterwegs am Smartphone, wenn du sowieso in der Bahn sitzt und Zeit zur Verfügung hast. Einige Teilnehmer erledigen die Aufgaben entspannt zuhause am Wochenende, zum Beispiel am Tablet.
Nicole Mast: Wenn ich als Trainer mit Blended Learning starte, sollte ich zuvor selbst die Teilnehmerrolle kennengelernt haben. Mit Blended Learning arbeite ich selbst seit einem guten halben Jahr, aber als Trainerin bin ich schon seit 2003 aktiv. Deshalb habe ich Ende 2017 eine Weiterbildung zur E-Tutorin gemacht, die über drei Monate lief.
Das hat mir als Teilnehmerin sehr geholfen, später in der Trainerrolle zu wissen, worauf ich eigentlich achten muss: Was ist motivierend, was vielleicht sogar demotiverend bei Online-Trainings? Welche Kommunikationsmittel funktionieren gut? Welche Lerntypen gibt es eigentlich und wie muss ich als Trainer darauf achten?
Meine persönliche Weiterbildung ist mir auch sehr wichtig. Ich versuche, mich ein- oder zweimal im Jahr fortzubilden. Zum einen, weil ich sehr große Freude am Lernen haben – das macht meine Tätigkeit ja auch aus. Zum anderen hört Lernen ja auch nie auf. Außerdem möchte ich für meine Kunden attraktiv und immer auf dem aktuellsten Stand bleiben.
Nicole Mast: Tatsächlich läuft das Programm Train the Trainer bei mir noch als klassisches Training, meistens Inhouse. Wenn also Unternehmen ihre internen Trainer weiterbilden möchten, als zertifizierter Trainer oder Coach, dann gebe ich mein Wissen gern weiter. Aktuell arbeite ich an einem neuen Projekt und werde bald auch Weiterbildungen zum Blended Trainer anbieten. Inhalte reichen dann von psychologischem Hintergrundwissen – Wie funktionieren Gruppen? Wie lernen Erwachsene? Welche Rolle nehme ich als Trainer ein? – bis hin zu praktischen Tipps aus der Methodik und Didaktik zur Umsetzung von E-Learning in Verbindung mit Präsenztrainings.
Nicole Mast: Im laufenden Prozess brauchst du viel Flexibilität, das möchte ich beim Programm Train the Trainer vermitteln. Gute Vorbereitung und gute Bedarfsermittlung ist enorm wichtig – gleichzeitig müssen wir als Trainer enorm flexibel agieren. Besonders bei einer Online-Begleitung gibt es immer Teilnehmer, die in ihrem Job und anderen Dingen so beschäftigt sind, dass sie sich nicht so konzentrieren können oder einfach weniger Zeit für Online-Aufgaben haben.
Daher sollte ich als Trainer darauf achten, nur “Learn-Nuggets” anzubieten – also nur so drei bis fünf Minuten-Aufgaben zu geben. Außerdem sollte ich immer wieder Impulse setzen und darauf achten, wie die Teilnehmer reagieren: Haben sie die Inhalte verstanden und wie setzen sie diese in ihrer Arbeit um?
Nicole Mast: Ich beschäftige mich schon mehrere Jahre mit dem Thema und habe ehrlicherweise lange Zeit einen Bogen darum gemacht. Als “Mensch-Trainerin” habe ich eben großes Interesse an dem Menschen und möchte ihm persönlich begegnen. Das war für mich immer so ein Punkt, zu sagen: Naja, E-Learning, das können ja die anderen machen. Das ist jetzt nicht unbedingt meins, ich bin in anderen Dingen vielleicht stärker.
Inzwischen hat sich das aber gewandelt, weil ich gesehen habe, wie einfach es sein kann. Ich kannte diese ganzen E-Learning-Themen noch in einem sehr komplexen Zusammenhang, wo auch Technik noch nicht so weit war wie heute. Das hat sich inzwischen geändert, die Technik ist besser, einfacher und zuverlässiger geworden. Dementsprechend macht E-Learning auch viel mehr Spaß. Ich kann Videos oder Podcasts erstellen – das war zwar vor einigen Jahren schon möglich, aber eben nicht in der Qualität, die ich heute als Trainer anbieten kann. So ist es auch für die Teilnehmer attraktiver, solche Online-Lerneinheiten zu nutzen.
Und der dritte Punkt: Ich hab eine zwölfjährige Tochter und sehe, wie sie mit digitalen Medien umgeht. Youtube zum Beispiel stellt eine riesige Lernplattform für diese Zielgruppe dar. Und das finde ich auch spannend zu betrachten: Wie lernen junge Leute heute, wie lernen Menschen also zukünftig? Als selbstständige Trainerin möchte ich up to date sein. Auch Kunden kamen früher immer wieder auf mich zu und haben gefragt, ob ich E-Learning oder Blended Learning anbiete.
Mein Eindruck: Viele Unternehmen beschäftigen sich schon mit dem Thema digitales lernen, haben aber nicht die Kapazitäten, Lerninhalte aufzubereiten und die Mitarbeiter online zu begleiten. Als externe Dienstleisterin kann ich hier viel Unterstützung leisten und was Ganzheitliches, was Nachhaltiges anbieten. Meine Kunden sind dankbar, dass ich Erfahrung und Hintergrundwissen zu E-Learning und Blended Learning mitbringe.
Um diese lange Antwort zusammenzufassen:
Ich war, glaube ich, die größte Skeptikerin gegenüber E-Learning, die es gab. Und heute bin ich total begeistert, dass es funktioniert – und zwar so einfach! Zumal wir die Online-Begleitung ja auf allen Endgeräten nutzen können, wie bei einer App.
Überlegst du auch, ob Blended Learning eine Chance für dein Training oder Coaching sein sollte? Dann teste dich selbst und nimm dir 45 Minuten Zeit für ein erstes Blended-Learning-Konzept! Wir haben genau dafür vier typische Methoden ausgewählt, die beliebt sind für Online-Begleitungen.
Mit dieser Anleitung wirst du Schritt für Schritt durch die vier Methoden geführt und erstellst so dein erstes Konzept für Blended Learning. Falls du merkst, dass dir das Spaß macht, solltest du Blended Learning auf jeden Fall eine Chance geben!