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Wie gelingt lebenslanges Lernen in Unternehmen?

Geschrieben von Corinna Günther | Mi, 15.05.2019

Lernbegeisterte Mitarbeiter sind ein echter Gewinn für jedes Unternehmen. Doch der Begriff “lebenslanges Lernen” ist bei vielen Arbeitnehmern negativ besetzt. Personalentwickler stehen deshalb vor der Herausforderung, die Freude am Lernen zu erwecken – und gleichzeitig nachhaltigen Lerntransfer zu erzielen. Erfahre im Artikel, wie du “lebenslanges Lernen” tatsächlich umsetzen kannst.

“Lebenslang” und “Lernen”: Negative Assoziationen

Sowohl der Begriff “lebenslang” als auch “lernen” sind bei den meisten Arbeitnehmern eher negativ besetzt. Oder woran denkst du als erstes, wenn du die Wörter voneinander getrennt hörst?

Lebenslang” hat eine starke Verbindung zur Justiz: Eine harte Strafe für Schwerverbrecher; Zwang und fehlende Selbstbestimmung. Und seien wir ehrlich: Auch im Bereich der Ehe hat “lebenslang” oft einen Beigeschmack, der heute vielen Angst macht.

Und “lernen”? Das ist ein Begriff, den wir vor allem noch aus der Schule kennen. Wahrscheinlich für die meisten auch nicht der angenehmste, spaßigste Teil der Schulzeit. Der erste typische Satz aus der Schulzeit, der mir dazu einfällt: “Ich kann nicht, ich muss lernen.” – Freude? Fehlanzeige!

Woran denkt wohl der durchschnittliche Erwachsene bei den Begriffen “lernen” und “lebenslang”?

Das Ziel: Lebenslanges Lernen positiv besetzen

Dabei ist lebenslanges Lernen im Grunde etwas sehr Positives: Sich ein Leben lang weiter zu entwickeln und nie zu sagen: “So, jetzt ist meine (Aus-)Bildung abgeschlossen. Ab jetzt brauche ich nie wieder zu lernen.” Das klingt zum einen unrealistisch, zum anderen aber auch echt langweilig!

Personalentwickler stehen daher vor einer nicht gerade geringen Herausforderung: Erwachsenen Menschen die Lust am Lernen (wieder) beizubringen.

Veraltete Lernformen aus Mangel an besseren Ideen

Lebenslang lernen findet zum einen im privaten Bereich statt: Ein neues Hobby, Fähigkeiten im Haushalt oder auch Erfahrungen, die uns mit der Zeit weiser machen. Zum anderen aber auch im beruflichen Kontext: Hier ist Lernen nicht nur für den Einzelnen wichtig, sondern auch für die Zukunft des Unternehmens. Mitarbeiter, die sich stets weiterentwickeln, sind ein echter Gewinn für jeden Arbeitgeber.

In vielen deutschen Unternehmen sieht betriebliches Lernen jedoch noch immer aus wie vor einigen Jahrzehnten. Die Personalchefin Ana-Cristina Grohnert beschrieb das jüngst sehr anschaulich in einem Spiegel-Artikel:

Wir schicken ganze Gruppen von Menschen über Wochenenden in abgelegene Hotels. Das geht zulasten von Freizeit, Familie, aber auch Arbeitszeit. Die Ergebnisse des massenhaften Präsenzlernens und anderer Lernformen der Vergangenheit sind oft mager.

Klassische Seminare dauern ein bis drei Tage – ein bis zweimal im Jahr. Der Lerntransfer bleibt bei so kurzen und unzusammenhängenden Lernphasen fast immer auf der Strecke. Zwar schätzen Arbeitnehmer, dass sie “mal rauskommen” und vielleicht neue Leute treffen. Mal was anderes eben als der sonstige Arbeitsalltag. Doch eine Form von lebenslangem Lernen ist das sicherlich nicht.

Lernen und Spaß mit Gamification und Blended Learning

Wie aber kannst du Lernen und Spaß denn nun verbinden? Mit dem Schlagwort Gamification versuchen das aktuell einige Personalentwickler. Meine Kollegin Laura hat vor kurzem darüber geschrieben: Gamification: Spielerisch lernen für Erwachsene – so funktioniert’s!

Weit gefasst bedeutet der Ansatz in Gamification auch nur: Menschen motivieren, einen Anreiz setzen, selbst aktiv zu werden und von sich aus lernen zu wollen. Das funktioniert beispielsweise mit dem Prinzip von Blended Learning: Hierbei wird das Gute aus klassischem Face-to-Face-Lernen mit den Vorteilen und dem spielerischen Charakter von digitalem Lernen verbunden.

Arbeitnehmer erleben Lernen mit dem Konzept Blended Learning als erfrischend und abwechslungsreich: In kurzen, fokussierten Präsenzveranstaltungen werden sie motiviert. Das eigentliche Lernen findet dann im Arbeitsalltag statt, während sie immer wieder mit Online-Impulsen zu Übungen oder zum Weiterdenken aufgefordert werden.

Online können dann zusätzliche Motivatoren eingebaut werden, ganz nach dem Prinzip des ‘spielerischen Lernens’: Beispielsweise neue Inhalte nach und nach Freischalten oder ein besonderes Zertifikat erreichen – all das lässt sich online einfach umsetzen und bringt Spaß ins Lernen!

Lernen als spielerische Herausforderung: Mit dem Ansatz von Gamification kann lebenslanges Lernen gelingen.

Digitale Lernangebote sinnvoll einsetzen

Digitale Angebote sind aber nicht das “Allheilmittel” für unmotivierte Teilnehmer oder fehlenden Lerntransfer. Passe immer das Format an das jeweilige Ziel der Lernmaßnahme an: Für manche Ziele ist ein persönlicher Kontakt wertvoll, für andere ist ein Online-Impuls das bessere Format. In der Regel bestehen Weiterbildungen aus mehreren Teilzielen, für die jeweils unterschiedliche Formate sinnvoll sind.

Das bedeutet: Erst im Mix aus verschiedenen Lernangeboten, beispielsweise digitalem Lernen und Präsenzlernen, kann lebenslanges Lernen tatsächlich gelingen.

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Studie: Darum sollten Unternehmen digitales Lernen nutzen

Warum sind digitale Lernangebote eine gute Wahl für Unternehmen, um das nachhaltige lebenslange Lernen zu erreichen? Dafür gibt es viele Gründe, die das Institut der deutschen Wirtschaft in einer Umfrage untersucht hat.

In der Studie “Weiterbildung 4.0 – Digitalisierung als Treiber und Innovator betrieblicher Weiterbildung” geben Unternehmen an, dass sie vor allem die gute Integrierbarkeit von digitalen Angeboten schätzen.

Aber auch die individuelle Anpassung an den Bedarf und eben die Kombination aus Face-to-Face und digitalen Medien wird als besonders vorteilhaft bewertet:

Ergebnisse der IW-Weiterbildungserhebung 2017: Darum nutzen Unternehmen digitale Lernangebote.

Fazit: Wie lebenslanges Lernen tatsächlich gelingen kann

Möchtest du Mitarbeiter dazu bringen, langfristig Lernen wieder mit Freude – und dadurch mit Motivation – zu betrachten, helfen zusammengefasst folgende Methoden:

  1. Blended Learning: Je nach Ziel der einzelnen Lehreinheit digitale Lernmethoden oder klassische Präsenzseminare einsetzen.
  2. Digitale Lernimpulse: Der Arbeitnehmer kann selbst entscheiden, wann und wo betriebliches Lernen für ihn am besten passt.
  3. Gamification: Mit spielerischen Anreizen dafür sorgen, dass Mitarbeiter langfristig motiviert bleiben.

Mit digitalen Lernimpulsen in Form von Blended Learning und Gamification-Inhalten wird der Begriff “lebenslanges Lernen” wieder positiv besetzt.

Nicht zuletzt noch ein wichtiger Aspekt: Am besten wissen die Mitarbeiter selbst, wie für sie lebenslanges Lernen positiv besetzt werden kann. Falls du das noch nicht bzw. schon länger nicht gemacht hast: Oft hilft eine kleine Umfrage im Unternehmen dabei, die individuellen Wünsche und Ideen der Mitarbeiter zu erfahren.

Und dann heißt es: Einfach mal ausprobieren! Am einfachsten gelingt der Start mit Blended Learning, indem du bestehende Präsenzveranstaltungen größtenteils unverändert lässt – und lediglich um eine Online-Begleitung in den Wochen danach erweiterst.

So kannst du mit geringem Aufwand feststellen, welche Ansätze gut funktionieren und welche Methode für welches Ziel am besten geeignet ist. Damit lebenslanges Lernen langfristig Realität wird!