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Lernen lernen im Erwachsenenalter: So funktionierts!

Geschrieben von Judith Forchheim | Mi, 20.10.2021

"Ein alter Hund lernt auch keine neuen Tricks mehr" – hast du das auch schonmal gehört oder sogar selbst gesagt? Wir sind überzeugt: das stimmt so nicht! Schließlich kann Jeder Lernen lernen, auch im höherem Alter.

“Dafür bin ich zu alt” das ist wahrscheinlich die häufigste Ausrede älterer Mitarbeiter oder Kursteilnehmer, wenn es um das Thema Weiterbildung geht – besonders beliebt bei Softwareschulungen. Aber keine Sorge: dieser Mythos vom Lernen im Alter wurde schon vor einigen Jahren widerlegt! Im Blog haben wir das Thema bereits diskutiert und festgestellt, dass ältere Menschen teilweise sogar einen gewissen Vorteil beim Lernen haben. Schließlich ist ihr Vorwissen deutlich größer als das der Jüngeren. Dadurch können Informationen besser miteinander verknüpft werden.

Was stimmt: Erwachsene lernen anders als Kinder, schließlich ist ihre Grundvoraussetzung eine andere. In den meisten Fällen lernen Erwachsene freiwillig, um sich persönlich weiterzuentwickeln oder ihre beruflichen Bedürfnisse zu erfüllen. Erwachsene lernen außerdem gerne gemeinschaftlich und bringen einen reichen Erfahrungsschatz und Ressourcen mit in den Lernprozess. Neben ihren Vorkenntnissen und Erfahrungen haben sie auch einen anderen Zugang zu Wissen. Dementsprechend unterscheidet sich auch die Lernmotivation:

  • Erwachsene werden durch Relevanz und Praxisbezug motiviert.
  • Erwachsene sind intrinsisch motiviert und handeln problemorientiert.
  • Erwachsene lernen selbstbestimmt und im eigenen Tempo.

Und genau das kannst du dir beim lernen zum Vorteil machen! Egal ob du selbst lernen möchtest oder als Weiterbildungsverantwortlicher für den Lernprozess anderer verantwortlich bist: Schaffe im Lernprozess den benötigten Freiraum, sodass individuelle Lernpräferenzen berücksichtigt werden können. Die Motivation ist entscheidend!

Lernen lernen unterstützen mit der passenden Strategie

Meine Kollegin Laura hat im Blog bereits darüber berichtet, inwiefern sich die Lernstrategien von Kindern und Erwachsenen unterscheiden. Deshalb möchte ich hier nur kurz auf die verschiedenen Lernstrategien eingehen:

Kognitive Strategie

Metakognitive Strategie

Ressourcenbezogene Strategie

umfasst alle Aspekte der unmittelbaren Informationsaufnahme, wie konkrete Lerntechniken bezieht sich auf die Kontrolle des Lernfortschritts, wie das Planen von Lernvorgängen fokussiert sich auf die Organisation und die Rahmenbedingungen des Lernprozesses
  • Organisation
    (Skizzen anfertigen, Wichtiges markieren oder unterstreichen)
  • Elaboration
    (Ausdenken konkreter Beispiele, Zusammenhänge herstellen)
  • Wiederholung
    (mehrmaliges Lesen und Auswendiglernen)
  • Planung
    (feste Lernzeiten und Lernreihenfolge von wichtig zu unwichtig festlegen)
  • Prüfung
    (den eigenen Lernerfolg überwachen)
  • Regulation
    (Lernschritte regelmäßig kontrollieren und ggf. anpassen)
  • Zeitmanagement
    (Lernzeiten und Pausen festlegen und einhalten)
  • Lernmanagement
    (Arbeitsplatzgestaltung und Bereitstellung notwendiger Hilfsmittel)
  • Lernen in Gruppen
    (Lerngemeinschaften, Diskussionen/Austausch mit Anderen)

Je nach Präferenz solltest du also eine kognitive, eine metakognitive oder eine ressourcenbezogene Lernstrategie verfolgen. Meist setzt sich der Lernprozess aus Aspekten aller drei Strategien zusammen. Egal welche du bevorzugst – damit dir das Lernen im Erwachsenenalter leichter fällt solltest du auf einige Dinge in jedem Lernprozess achten:

10 Tipps zum Lernen lernen im Erwachsenenalter

Diese 10 Tipps helfen dir, deine erwachsenen Lerner in Trainings und Schulungen beim Lernprozess zu unterstützen:

  1. Finde einen ruhigen Ort ohne Ablenkung, wechsle diesen regelmäßig
  2. Schaffe eine positive Grundeinstellung gegenüber des Lernprozesses
  3. Lerne oft, aber in kurzen Einheiten ganz im Sinne von Microlearning
  4. Beginne mit schwierigen Themen und schiebe sie nicht bis zum Ende auf
  5. Notiere dir wichtige Punkte, bestenfalls sogar handschriftlich
  6. Plane bewusst Pausen, bevor du sie brauchst weil du erschöpft bist
  7. Setze dir eigene Ziele und überprüfe diese regelmäßig selbst
  8. Vergiss nicht, das Gelernte auch zeitnah zu wiederholen
  9. Mache Selbsttests nach jeder Lerneinheit und prüfe dein Wissen
  10. Suche dir Lernpartner und tausche dich über das Gelernte aus
Geheimtipp: Active Recall statt vielen Wiederholungen!

Die meisten Menschen denken, dass sie besonders gut lernen, wenn sie Texte mehrfach lesen und wiederholen. Dabei unterläuft aber ein bedeutender Fehler: Du denkst, dass du Vieles weißt, weil dir bestimmte Worte und Textpassagen bekannt vorkommen. Oft überfliegst du den Text danach nur noch grob. Doch in der Prüfungssituation kannst du dich aber nicht mehr daran erinnern, weil dir die kleinen Stützen fehlen. Deshalb ist es nach der Active Recall Methode viel sinnvoller, das Gelernte aus dem eigenen Gedächtnis, ohne Lernmaterialien und Texte, aktiv hervorzurufen, und die Inhalte so eigenständig zusammenzufassen.

Wenn du das nächste Mal einen Text liest, um die Inhalte zu lernen, schreibe dir besser Fragen zum Text auf, die du anschließend beantwortest anstatt die wichtigsten Informationen aus dem Text zusammenzufassen!

Gib diese Tipps idealerweise direkt an deine Lerner weiter, sei es im Online-Kurs oder im Training selbst. Damit gibst du deinen Teilnehmern direkt Handlungsempfehlungen an die Hand, die sie selbstständig umsetzen können. Unterstütze sie beim lernen, zum Beispiel indem du regelmäßige Erinnerungsmails für deinen Online-Kurs verschickst. Biete Teilnehmern die Möglichkeit, sich bei Fragen direkt an dich zu wenden. Sorge von Anfang an für eine gute Lernumgebung in Form einer Lernkultur, in der das Lernen auch tatsächlich erwünscht ist! All das sind Faktoren, die die Lernmotivation deiner Teilnehmer positiv beeinflussen.

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