Videos sind immer und überall abrufbar. Wenn dies nicht der Fall ist, dann ist das eher die Ausnahme, als die Regel. Vor 10-15 Jahren war es deutlich schwieriger Videos zu verbreiten und abzurufen. In der Arbeitswelt hatten Videos und Videoinhalte ihren Stellenwert vor allem in den Bereichen: Imagefilm, Werbung und PR.
Sogar Lernvideos gab es in den 80er und 90er Jahren schon – aber nicht in Bits, sondern magnetisch auf Videokassette gespeichert. Schulungen und Trainings wurden mit Videos ergänzt. Es wurde ein großer Schrank in den Seminarraum gerollt. In diesem Monster waren Fernseher, VHS-Videorecorder und Hifi-Anlage verstaut. Zumindest stelle ich mir das so vor, da meine Erlebnisse mit Lernvideos nur aus der Schule stammen.
Mit der Epoche Youtube (Gründung 2005) hat sich einiges getan. Im Mai 2016 ergab eine repräsentative Umfrage, dass 85% der deutschen Internetnutzer Videos online streamen. Für 77% dieser Befragten war die Informationssuche ein Hauptmotiv. Die Ergebnisse der Befragung legen nahe, dass immer mehr Videos über Smartphones und Tablets abgerufen werden. Das Medium Video wird noch stärker in die Arbeitswelt integriert werden, um Arbeitsprozesse zu gestalten, wie z.B. im Kundenservice, im Vertrieb und in der internen Kommunikation.
Ich bin selber überrascht, auf welche Datenquellen ich für einen Blogartikel zurückgreife. Meine Frage: Wo finde ich heraus, wie Unternehmen Videos einsetzen? Der erste Ansatz sind natürlich die Suchmaschinen. Manchmal landet man da auf sehr interessanten Webseiten. Zum Beispiel auf Forrester.com, einem großen amerikanischen Marktforschungsinstitut. Dort habe ich den Suchbegriff “Video” in die Suchfunktion eingegeben.
Die Suchergebnisse geben einen schnellen Überblick, wie Videos in Unternehmen eingesetzt werden:
Die Beispiele in der Liste sprechen für die neue Art und Weise, wie Arbeitsprozesse und Kommunikation mit Videos gestaltet werden. Die Ziele sind informieren, kommunizieren und motivieren. Trainer und Personalentwickler können diese Ziele auf Training und die betriebliche Bildung übertragen. Die Kunden sind in dem Fall die Mitarbeiter.
Bevor ich zu den konkreten Einsatzgebieten übergehe, möchte ich aufzeigen, wo gewisse Herausforderungen in der betrieblichen Bildung liegen. Ich bin auf einen tollen englischen Artikel von Jane Hart gestoßen. Sie nimmt an, dass es unterschiedliche Ansichtsweisen auf arbeitsbezogenes Lernen gibt, je nachdem, ob die Personalentwicklung oder die Arbeitnehmer betrachtet werden. Ich habe in dem Personalentwicklung in der Zukunft auf einige dieser Punkte bereits hingewiesen.
Die Personalentwicklungsabteilung konzentrieren sich darauf, Lerninhalte zu erstellen und zu überprüfen, ob die Arbeitnehmer im Unternehmen das lernen, was die PE zur Verfügung stellt.
Die Arbeitnehmer auf der anderen Seite profitieren in ihrem Arbeitsalltag nicht unbedingt von zeitintensiven Schulungen und Online-Kursen (die verpflichtend ausgeführt werden müssen). Diese Aktivitäten werden als notwendiges Übel vermieden oder ertragen. Gelernt wird bei der Bewältigung von Arbeitsproblemen z.B. indem einfach gegoogelt wird. Jane Hart weist auch darauf hin, dass Arbeitnehmer sich über Videoplattformen (z. B. Youtube), Soziale Netzwerke (z.B. LinkedIn oder Twitter) oder MOOCs selbst ihr Curriculum zusammenstellen. Zusätzliche Informationsquellen sind Kollegen, aber auch Mitglieder des persönlichen Netzwerks außerhalb der Organisation.
Dass diese Aktivitäten stattfinden, wird von der PE ignoriert oder es wird ein Versuch unternommen diese Aktivitäten zu dokumentieren (Zum Nachdenken: Hier stellt sich die Frage, wie man dokumentieren kann, dass z.B. ein Mitarbeiter über ein Twitter-Beitrag gelernt hat, wie er in Zukunft seine Powerpoint Präsentationen verbessert).
Jane Hart hebt zusätzlich hervor, dass das altbekannte Learning-by-Doing sowieso für viele Mitarbeiter auf der Tagesordnung steht. Ich habe in diesem Artikel den Vergleich aufgestellt, dass Arbeiten sowas wie ein ausgedehnter Blended-Learning Kurs ist.
Soviel zu der aktuellen Situation. Ich kann mich in diesen Ideen und Meinungen wiederfinden und sie spiegeln auch das wider, was ich im Kundenkontakt und im Austausch mit Trainern, Personalentwicklern und Mitarbeitern höre. Die individuelle Kompetenzentwicklung des Mitarbeiters rückt in der digitalen Arbeitswelt wieder stärker in den Vordergrund. Die Personalentwicklung hat hier die Aufgabe, diesen Lernprozess zu gestalten und die passenden Lernerfahrungen zu ermöglichen. In diesem Geflecht spielen die Trainer und Führungskräfte eine wichtige Rolle.
In diesem Prozess werden Videos ein Medium sein, um die Lernerfahrungen zu transportieren und Informationen zu vermitteln. Videos selber produzieren und ausliefern ist für Unternehmen,Trainer und Coaches so einfach wie nie zuvor. Wo hat Video seine Stärken?
Wie heißt es so schön: “Seeing is believing”. Mit Hilfe von kurzen Videos lassen sich Abläufe und Situationen demonstrieren. Diese Art von Videoinhalt kann für neue Mitarbeiter und für Mitarbeiter ohne Vorwissen interessant sein. Hier ein Beispiel:
Ideal ist es, wenn diese Informationen (die Videoinhalte) mit einer Aufgabe oder Übung direkt am Arbeitsplatz verknüpft werden.
Wie Vertriebsmitarbeiter von Videoinhalten profitieren beschreibt dieser Artikel. Zwei Einsatzgebiete werden vorgestellt. Videos als Informationsmaterial für das Lernen und die persönliche Entwicklung als Verkäufer und für den Gedankenaustausch und die Reflexion.
Hier ein Beispielvideo von einem Sales Best-Practice:
Neue oder unerfahrene Vertriebsmitarbeiter können sich über den Clip austauschen und überlegen, wie die Erkenntnisse in den eigenen Verkaufsstil übertragen werden können. Hier werden Videos aber nicht nur als Lernvideos und für die Vermittlung von Best-Practices eingesetzt. Vielmehr sind Videos ein Hilfsmittel für den Gedankenaustausch und die persönliche Rekapitulation. Wie funktioniert das? Vertriebler nehmen mit ihrem Smartphone am Ende der Woche kurze Sequenzen auf. Sie rekapitulieren für sich persönlich, wie die Woche gelaufen ist. Wo lagen die Herausforderungen? Was nehme ich mir vor für die nächste Woche? Was ist gut gelaufen?
Das Teilen von Wissen über kurze Videonachrichten ist auf dem Vormarsch. Zum Beispiel setzt LinkedIn auf diese Art von Videoinhalt. Seit Mitte 2016 ist eine Video Frage-und-Antwort Funktion zur Plattform hinzugefügt worden. Zunächst ist dieses Feature nur einer Gruppe von LinkedIn-Influencer vorbehalten. Dieser Personenkreis hat die Möglichkeit 30 sekündige Videos aufzeichnen und als Antwort auf eine Frage zu posten. Ein Beispiel siehst du hier: ”Was wird künstliche Intelligenz im Büro als erstes revolutionieren?”
https://www.linkedin.com/watch/first-thing-office-ai-take-reid-hoffman-18408
Ein weiteres Fallbeispiel von der Firma Reward Gateway. Hier setzt der CEO regelmäßig kurze Videos ein, um mit den Mitarbeitern zu kommunizieren. Im Interview gibt er an, dass es für ihn schneller ist, als Nachrichten zu schreiben. Auch die Mitarbeiter produzieren regelmäßig Videos, z.B. sprechen die Vertriebler nicht auf den Anrufbeantworter sonder verschicken eine Videonachricht an den Empfänger.
https://embedwistia-a.akamaihd.net/deliveries/a7a02efe23596d771d599e8a6b134b72e9a030d3/file.mp4
Schreib mir, wie du Videos an deinem Arbeitsplatz einsetzt. Vielleicht machst du auch schon spannende Sachen mit Video. Lass es mich wissen!