Auch wenn’s weh tut zu hören: Vermutlich bist du viele Jahre lang einer Lüge aufgesessen – dem Mythos von den vier Lerntypen. Visuell, Auditiv, Kommunikativ und Motorisch: Warum das zwar schön einfach, aber Quatsch ist, erfährst du im Artikel.
Selbst wenn du dich nicht intensiv mit dem Lernen beschäftigst, kennst du vermutlich das Modell der vier Lerntypen:
Dieses Modell geht auf Frederic Vester zurück, ein deutscher Biochemiker. In den 1970ern veröffentlichte er den Bestseller “Denken, Lernen, Vergessen”, in dem er von vier Kanälen sprach und die sogenannte Theorie der Lernbiologie entwickelte. Vester selbst kategorisierte Menschen allerdings nicht strikt in einen einzelnen Lerntyp, sondern sprach von Mischformen (bspw. audio-visuell).
Googelst du nach den Lerntypen – oder selbst nur nach dem Begriff “Lernen” – findest du sofort zahlreiche Artikel und Tests nach dem Motto “Welcher Lerntyp bist du”? Und klar: Das Modell von Vester ist einfach und es ist immer schön, (vermeintlich) etwas über sich selbst zu lernen.
Neurowissenschaftlicher Henning Beck ist heute einer von vielen Stimmen, die Kritik am Modell der Lerntypen äußern: Würde man einen Test zu seinem Lieblingsessen machen, bilde das Ergebnis schließlich auch nur einen kleinen Teil der eigenen Vorlieben ab – so Beck. Doch erst die Mischung mache das Angebot attraktiv!
Zwei Antworten darauf habe ich oben schon gegeben: Erstens ist das Modell der vier Lerntypen so schön einfach und wir Menschen sind bequem und lieben einfache Antworten. Zweitens greift hier ein Effekt wie bei Horoskopen: Wir lieben es, Dinge über uns selbst zu erfahren. Und finden intuitiv Aspekte daran, denen wir zustimmen. "Ich bin ein visueller Lerntyp? – Achja stimmt, Videos schaue ich wirklich gerne an!"
Eine weitere Antwort gibt unter anderem dieses wissenschaftliche Paper aus dem Jahr 2020: Das Modell der Lerntypen basiert lediglich auf unseren Vorlieben. Doch was wir mögen, ist nicht automatisch gut für uns! Hier passt wieder der schöne Vergleich von Beck mit unseren Lieblingsspeisen. Nur Käsekuchen und Schokolade ist zum einen gar nicht gut für uns. Zum anderen haben wir auch unser Lieblingsessen irgendwann satt, wenn es ausschließlich das gibt.
Fürs Lernen bedeutet das: Nur weil ich gerne Videos schaue, erzeugt ein rein videobasiertes E-Learning nicht den größten Lerneffekt für mich. Ich bin also kein "visueller Lerntyp", sondern schau einfach gerne bewegte Bilder an.
Aktuelle Forschungen zeigen, dass wir am besten lernen, wenn verschiedene Hirnregionen angesprochen werden. Ja, auch du als visueller Lerntyp! 😉 Der Mix macht’s und das entspricht auch der Erfahrung vieler Trainer und Coaches: Ein E-Learning, das die ganze Medienvielfalt von Video, Text, Quiz usw., bietet, macht Spaß und motiviert Teilnehmende, am Ball zu bleiben.
Siehe auch: Finde den Medienmix für DEIN E-Learning [Tabelle]
Hast du bisher an das Modell der vier Lerntypen geglaubt? Jetzt ist die Zeit, diesen Mythos endgültig zu begraben. Als Trainer oder Coach bedeutet das Ende dieses Lernmythos: Hoch lebe der Medienmix! Überprüfe jetzt deine E-Learnings und schau, dass sich verschiedene Formate und Medien abwechseln. So regst du bei allen Teilnehmenden verschiedene Hirnregionen an und sorgst für den größtmöglichen Lerneffekt.