Richtig fragen - Teil 2: Plane und formuliere gute Fragebögen
Was ist als Trainer die beste Möglichkeit, deine Teilnehmer und ihre Erwartungen kennen zu lernen? Die Antwort ist einfach: Frag sie! Das geht am einfachsten über ein Quiz oder eine Umfrage vor dem Präsenztermin. Im zweiten Teil von “Richtig fragen!” erklären wir dir, wie du ein gutes Konzept für deinen Fragebogen entwickelst und tolle Fragen formulierst.
Überall in unserem Alltag begegnen uns Fragebögen, gedruckt oder auch immer öfter digital: Beispielsweise um Wissen oder Meinungen zu erheben oder Feedback zu Maßnahmen und Lehrveranstaltungen zu erhalten.
Einen Fragebogen zu bauen ist einfach – einen guten Fragebogen zu bauen erfordert Planung und das Beachten von ein paar Regeln. Wenn du schon einmal selbst ein Quiz oder eine Umfrage erstellt hast, hast du wahrscheinlich gemerkt: Die richtigen Fragen und Formulierungen auswählen ist zeitraubend und knifflig.
Ich gebe dir im Folgenden konkrete Tipps zur Planung und Formulierung deines nächsten Fragebogens. Immer nach dem Leitsatz:
Dem guten Frager ist schon halb geantwortet. (Friedrich Nietzsche)
Das Konzept: Inhalt und Umfang deines Fragebogens
Ganz am Anfang steht die Vorbereitung: Überlege dir, welchem Zweck dein Fragebogen dienen soll und wie du ihn aufbauen sollst. Immerhin sollen deine Teilnehmer den Fragebogen auch gerne ausfüllen und dir wertvolle Antworten liefern.
Schritt 1: Was möchtest du wissen?
Ziele setzen ist wichtig, um zu wissen, welche Fragen du stellen solltest. Wichtig ist, dass du dir überlegst, WAS GENAU du erfahren willst: Geht es um Probleme am Arbeitsplatz, um persönliche Weiterentwicklung oder um Motivation?
Ein Beispiel: Du sollst eine Weiterbildung zum Thema “Führung in Teams” mit einer Gruppe von Teilnehmern durchführen, die aus verschiedenen Abteilungen kommen. Wenn du nun vorbereitend wissen möchtest, wie der Lernstand ist und was die Teilnehmer erwarten, setzt du dir folgende zwei Ziele:
- Du möchtest den Wissensstand zum Thema “Führung im Team” erfahren.
- Du möchtest die Motivation der Teilnehmer aufdecken, dein Seminar zu besuchen.
Überlege dir nun, mit welchen Fragen du diese Ziele erreichen kannst. Passend zu diesem Beispiel wären zwei geeignete Fragen:
- Wissensfrage: Welche Aufgaben hat eine Führungsperson im Team?
- Motivationsfrage: Welche Fähigkeiten möchten Sie durch den Besuch des Seminars verbessern?
Tipp: Halte deine Ziele detailliert schriftlich fest und notiere dir, was du erreichen willst. So kannst du deine Notizen bei der Fragefindung jederzeit als Gedächtnisstütze nutzen.
Im Anschluss an die Befragung kannst du aus den Zielen Maßnahmen ableiten – beispielsweise, einen Seminarplan zu entwickeln, der dem Lernstand und den Erwartungen der Teilnehmer entspricht.
Schritt 2: Wie lang soll dein Fragebogen sein?
Zum Umfang deines Fragebogens gibt es eine klare Regel: So lang wie nötig, so kurz wie möglich!
Halte den Aufwand für deine Teilnehmer gering und mache ihnen die Bearbeitung von Umfrage oder Quiz so einfach wie möglich. Stelle nur Fragen, die in diesem Kontext und für diese Teilnehmer relevant sind. Ob Fragen wirklich relevant sind, kannst du anhand von drei Anhaltspunkten selbst überprüfen:
- Kann jeder Teilnehmer diese Frage beantworten – oder bezieht sie sich nur auf eine bestimmte Gruppe?
- Kann sich jeder Teilnehmer gut an den Zeitraum erinnern, auf den sich die Frage bezieht – oder ist beispielsweise “vor 10 Jahren” zu lang, um sich richtig zu erinnern?
- Ist die Frage einfach genug, dass die Teilnehmer sie schnell beantworten können – oder so komplex, dass sie vielleicht die Motivation verlieren?
Tipp: Stelle die einfachsten und allgemeinsten Fragen zuerst, um die Teilnehmer direkt am Anfang zur Teilnahme zu motivieren.
Die Umsetzung: 3 Tipps zur Formulierung guter Fragen
Schlecht formulierte Fragen haben Folgen: Teilnehmer beantworten Fragen unvollständig oder gar nicht, gehen auf andere Aspekte ein als geplant oder geben Feedback, das für dich nicht hilfreich ist. Im Folgenden gebe ich dir daher drei wirkungsvolle Tipps, wie du deine Fragen so formulierst, dass sie auf jeden Fall passende Antworten liefern:
Tipp 1: Sprich wie deine Teilnehmer!
Fragen mit vielen Fremdwörtern oder technischen Begriffen sind bei einer Teilnehmergruppe vielleicht angebracht – sorgt bei einer zweiten Gruppe aus einem anderen Bereich aber für Verwirrung. Nutze Begriffe und Sachverhalte aus dem Alltag deiner Teilnehmer! Vermeide außerdem zu lange Sätze.
Schlecht: "Wie relevant ist für Sie die pragmatische Erledigung von Weisungen?”
Besser: “Wie wichtig finden Sie es, Aufgaben zielgerichtet zu erledigen?”
Tipp 2: Mach es für die Teilnehmer einfach!
Damit deine Teilnehmer die richtigen Antworten geben können, müssen sie exakt wissen, was gefragt ist. Bei mehreren Fragen in einem Satz werden Teilnehmer unsicher und antworten eventuell nur auf eine der Fragen. Formuliere im Zweifelsfall zwei getrennte Fragen!
Schlecht: “Welche Erwartungen haben Sie an das Seminar und mich als Trainer?”
Besser: “1. Welche Erwartungen haben Sie an das Seminar” – “2. Welche Erwartungen haben Sie an mich als Trainer?”
Tipp 3: Beeinflusse die Antwort nicht!
Auch wenn es oft unbewusst passiert, so neigt man doch beim Stellen von Fragen dazu, die eigene Meinung oder Erfahrung mit einfließen zu lassen. Das beeinflusst aber die Antwort auf die Frage – und somit wird die Antwort wertlos. Achte bei deinen Fragen auf eine neutrale Formulierung und lasse deine eigene Meinung außen vor!
Schlecht: “Ich denke, Sie haben in meinem Seminar viel gelernt. Wie groß schätzen Sie Ihren Lernerfolg ein?”
Besser: “Wie schätzen Sie Ihren Lernerfolg in diesem Seminar ein?”
Fazit: Alles eine Frage der Form!
Ein gutes Quiz oder eine passende Umfrage für deine Teilnehmer zu erstellen, ist kein Hexenwerk. In drei Schritten gelingt dir das ganz einfach:
2. Wähle den richtigen Fragetyp.
3. Formuliere deine Fragen klar und verständlich.
Tipps zur richtigen Auswahl von Fragetypen kannst du im ersten Teil unserer Artikel-Serie nachlesen: Richtig fragen – Teil 1: Wähle den richtigen Fragetyp
Quiz und Umfrage kannst du einfach in dein Training integrieren, indem du sie deinen Teilnehmern vor dem Termin ausdruckst – oder du wählst den digitalen Weg auf einer Online-Plattform, zum Beispiel mit blink.it.
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