Lernmethoden wie Edutainment und Gamification liegen stark im Trend. Lernen soll Spaß machen! Doch zu dieser Haltung gibt es auch einige Kritiker – besonders in der Erwachsenenbildung. Wir widmen uns in diesem Artikel deshalb der Frage: Wieviel Spaß darf Lernen machen?!
Was denkst du: Wieviel Spaß darf Lernen machen? Bei meinen Recherchen in der Weiterbildungsszene stoße ich immer wieder auf die Meinung, “ein bisschen Spaß ist schön, aber lernen ist halt kein Kindergarten”. So schreibt zum Beispiel der englische Blogger Donald Clark über die “Disneyfication of learning”:
Everything needs to be ‘fun’. No it doesn’t. Learning is not a circus and we are not clowns.
Diese Aussage ist mir nicht aus dem Kopf gegangen. Woher kommt die Annahme, dass Spaß nur im Zirkus zu finden ist? Und dass unterhaltende Elemente zwar bei Disney angebracht, im Lernen aber fehl am Platz seien? Meint der Autor, dass Lernen ernst sein muss, um effizient zu sein? Oder ist Lernspaß gar eine Frage des Alters? Diesen Fragen möchte ich im Artikel nachgehen.
Diese zwei Schlagwörter sind schon seit ein paar Jahren aus der Weiterbildungszene nicht mehr wegzudenken: Edutainment und Gamification. Beide Begriffe fallen auch im oben genannten Artikel. Sie sind angeblich Teil der “Disnification”:
Edutainment ist ganz einfach der Mix aus Unterhaltung und Bildung. Wie genau sich beides verteilt, ist dabei nicht festgelegt! Das heißt natürlich, dass der lehrreiche Anteil sehr gering sein kann. Donald Clark schreibt dazu:
Edutainment, as has oft been said, is more ‘tainment’ than ‘edu’.
Nun kommt Donald Clark aus Großbritannien – vielleicht wird Edutainment dort anders gelebt als bei uns im DACH-Raum. So oder so ist seine Aussage kein Argument gegen das Konzept Edutainment an sich. Es ist lediglich eine Kritik an der Umsetzung.
Gamification nutzt im Gegensatz zu Edutainment den uns angeborenen Spieltrieb, um Wissen zu vermitteln. Damit ist Gamification per Definition aktiver zu verstehen als Edutainment: Ich werde spielerisch dazu gereizt, etwas lernen zu wollen. Dazu schreibt Donald Clark:
The Pavlovan gamification of learning is way worse (than games). (...) Most of this is childish and short-lived.
Hier kritisiert Clark ganz klar das Konzept Gamification an sich. Er nennt es nicht nur “kindisch” und “kurzlebig”, sondern nimmt auch Bezug auf den Pawlow-Reflex, der ursprünglich bei Hunden gezeigt wurde (und auch bei Menschen beobachtet wurde).
Die Frage ist doch: Ist es per se schlecht, natürliche Triebe und Reflexe zu nutzen, um Lernen voran zu treiben? Ich denke: Am Ende zählt das Ergebnis.
Aus Clarks Kritik lese ich die Annahme heraus, dass Lernen für Erwachsene ernst und seriös sein muss. Das halte ich für grundlegend falsch. Spaß ist keine Frage von Alter!
Immer wieder merke ich, dass wir uns nicht trauen, den Begriff “Spaß” im Zusammenhang mit Erwachsenen zu verwenden. Stattdessen weichen wir auf Begriffe wie “Freude” aus. Das klingt gleich erwachsener, gemäßigter und weniger aufgedreht. Oder?
Laut Duden ist Spaß ganz einfach das “Vergnügen, das man bei einem bestimmten Tun hat”. Das muss sich nicht immer in einem lauten Jauchzen oder fröhlichen Grinsen äußern. Spaß kann auch einfach bedeuten, dass ich Lust darauf habe, mehr über ein Thema zu erfahren. Dass ich motiviert werde, mich weiter zu entwickeln. Dass ich etwas gerne tue.
Kommen wir zum Fazit: Unter der “Disnification” versteht Clark den Trend, Lernen mehr und mehr mit (übertrieben?) spielerischen Elementen zu verknüpfen. Wir bauen Videos in unsere Online-Kurse ein, verleihen Abzeichen, fragen Wissen mit Quiz-Elementen ab und so weiter. Das mag an der ein oder anderen Stelle “kindisch” wirken. Doch meine Haltung ist ganz klar: Ja, Lernen darf Spaß machen!
Lernen sollte sogar Spaß machen. Oder zumindest darauf abzielen! Denn was auch klar ist: Für den Lernenden können manche Themen und Inhalte auch mal richtig nervig/blöd/anstrengend sein. Weil das Thema trocken ist, weil die gewählte Methode nicht den eigenen Vorlieben entspricht oder weil man vielleicht auch einfach gerade keinen guten Tag hat.
Doch wir betrachten hier die Perspektive des Trainers. Und da gilt meiner Meinung nach: Wenn du einen Weg findest, das Lernen für deinen Teilnehmer mit Spaß zu verknüpfen – dann tu es!
Denn eins ist klar: Am besten lernen auch Trainer und Weiterbildner durch aktives Ausprobieren. Und durch den Dialog mit den Teilnehmern. Aber schließe keine Methode aus, weil sie “zuviel Spaß” machen könnte.
Mir hat es Spaß gemacht, diesen Artikel zu schreiben. Und ich versuche immer, Artikel so zu schreiben, dass auch du als Leser Spaß daran hast. Gib mir gerne Feedback: Ist mir das hier gelungen? Und was denkst du über das Thema “Spaß in der Erwachsenenbildung”? Ich freu mich über einen Austausch!