Trainingswelt 4.0 – deine Chancen für die Zukunft

5 Min. Lesezeit
Di, 18.07.2017

Mit den Megatrends (Digitalisierung, Industrie 4.0, VR) verändert sich das Berufsbild der Trainer und Professionals in der Weiterbildung. Soviel ist sicher. Alles wird sich ändern! Alles? Vieles wird sich ändern. Vieles bleibt auch gleich, denn wer kann schon genau sagen, welche Veränderungen eintreten. Ich möchte in diesem Artikel ein Überblick geben, wie diese zukünftige Arbeitswelt für Trainer aussehen könnte und wie du dich vorbereiten kannst.

Für den Einstieg: mein Beispiel für Lernen und Arbeiten im Jahr 2041

Ein Szenario stellt Jöran Muuß-Merholz für das Jahr 2041 mit dem passenden Titel: “Lernen zwischen Kaffee und künstlicher Intelligenz”. Er beschreibt wie Lernen und Arbeiten Hand in Hand gehen. Mitarbeiter vernetzen sich und kooperieren wegen der Arbeitsaufgaben. Auch die aktuellen Lerninhalte werden mit Kollegen und anderen Lernenden geteilt. Um dies zu unterstützen, spielen Lerncoaches eine wichtige Rolle. Sie koordinieren diese Vorgänge und bringen die richtigen Personen zusammen. Diese Lerncoaches stehen den Mitarbeitern als Begleiter und Unterstützer im Lernprozess zur Seite.

Ich gehe davon aus, dass in großen Unternehmen diese Lerncoaches ein fester Bestandteil der Belegschaft sind. In kleineren und mittelständischen Unternehmen werden externe Trainer, Coaches oder andere Learning Professionals diese Rolle einnehmen. Warum? Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU’s) haben dafür nicht die personellen Kapazitäten bzw. das Personal mit diesen speziellen Fähigkeiten. Trainer führen nicht mehr nur ein Präsenztraining durch, sondern sind in die langfristige Lernstrategie des Unternehmens eingebunden. Hier tritt die Rolle des Befähigers und Lernbegleiters in den Vordergrund. Die Trainer sind zusätzlich Ansprechpartner für Lernstrategien und Lernkonzepte. Sie werden auch eng mit den Führungskräften zusammenarbeiten, da diese Führungskräfte den Trainingstransfer beeinflussen und die Weiterbildungsmaßnahmen legitimieren.

Für den Aufbau: Woran du dich orientieren kannst

Neue Chancen durch die Weiterbildung 4.0

Für die Weiterbildung 4.0 kristallisieren sich einige Thesen heraus. Mit der richtigen Vorbereitung, agierst du souverän als Trainer in der Arbeitswelt 4.0:

These 1: Gelernt wird selbstorganisiert, eigenverantwortlich, vernetzt, sowie zeit- und ortsflexibel - unterstützt von vielfältigen Medien.

(mehr dazu auch im Bildungsspiegel) Diese Bedingungen sind die Ausgangslage für deine Trainings. Du kennst dich mit den verschiedenen Medien aus und setzt die richtigen Lernmethoden mit den entsprechenden Medien ein. Zusätzlich suchst du nach interessantem Lernmaterial für deine Teilnehmer und bietest Einzelgespräche und andere Beratungsangebote, die die Entwicklung deiner Teilnehmer untersützt.

These 2 – Mit der Digitalisierung steigt der Weiterbildungsbedarf.

Das dürfte dich als Trainer freuen, denn Weiterbildung und Training gehört nicht zu den Branchen, die Stark von der Automatisierung bedroht sind (diese Branchen sind bedroht). Durch Arbeiten in verteilten und interkulturellen Teams gewinnen Softskills an Bedeutung. Dafür kennst du die technischen Aspekten der Zusammenarbeit und kümmerst dich um die menschliche Seite (Kommunikation, Partizipation, Kreativität usw.)

These 3 – Trainer werden zu Lernberatern/Begleiter/Lerncoaches/Tutoren

Sie sind das Bindeglied zwischen Theorie und Praxis. Sie beraten, begleiten und unterstützen den lernenden Menschen bei seinen (Lern-)Vorhaben.

Wenn du dich für noch mehr Hintergrund zu den Thesen interessierst, kannst du zum Beispiel auch beim Barcamp Weiterbildung 4.0, dem CLC MOOCathon 2025 und auf Kompetenzentwicklung im Netz - Lernarchitektur im Unternehmen schauen.

Die ersten Veränderungen sind bereits bemerkbar und geben die Entwicklungsrichtung vor.

Was verändert sich heute bereits in der Weiterbildung?

Auch Trainer, Coaches, Berater und andere Learning Professionals unterliegen dem oben angesprochenen Wandel. Wo machen sich aktuell bereits Veränderungen bemerkbar? Drei Bereiche stelle ich dir kurz vor und zeige dir anschließend wie du diesen Veränderungen begegnen kannst.

Die Lernzeitpunkte und Lernsettings verändern sich:

Das betriebliche Lernen wird sich zunehmend auf selbstdefinierte Zeitfenster verschieben. Der Austausch zur selben Zeit (synchron) wird nicht verschwinden. In dem Ausmaß wie heute, wird er aber nicht mehr im Training zu finden sein. Präsenzzeit wird für den direkten sozialen Austausch weiter eine wichtige Rolle erfüllen. Denn in Live-Veranstaltungen werden die Beziehungen aufgebaut, die über anderen Kommunikationskanäle fortgesetzt werden (asynchron zum Beispiel per Chat). Diese Beziehungen sind die Grundlage für langfristiges Kooperieren. Lernen, im Sinne von Informationsaufnahme, findet jetzt schon vermehrt über Formate statt, die den Lernenden mehr Freiraum und Flexibilität bieten. Zum Beispiel mit Hilfe von Selbstlernkurse, die immer abrufbereit sind. Ein solcher Selbstlernkurs stellt die wichtigsten Ideen vor, die später in einem Präsenzseminar weiterbearbeitet werden.
Die besten Lernerfahrungen werden eine Mischung aus synchronen Live-Veranstaltungen und asynchronen Angeboten sein. Zum Beispiel die Mischung aus Webinar, Selbstlernkurs und kurze Präsenzeinheiten. Was die Lernsettings angeht, werden Formate wie der MOOC, das Barcamp oder das Worldcafe im Training an Bedeutung gewinnen. Von diesen Veränderungen profitieren die Lerner, aber auch du als Trainer.

Selbstbestimmte Fortbildung

Der direkte Zugang zu Informationen war noch nie so einfach und schnell wie heute. Wenn ich etwas Neues lernen möchte, dann habe ich heute die Möglichkeit in einem riesigen Meer an Informationen zu suchen. Das kann ich alleine, kostet aber Zeit. Wie kann mir ein Trainer dabei helfen? Was der Trainer für mich machen kann, ist die relevanten Informationen für mich vorzubereiten oder aufzubereiten. Denn das Kontingent an Lernzeit während der Arbeit wird begrenzt sein und soll nicht mit der Informationssuche belegt werden. Hier agiert der Trainer als Kurator und wählt das beste Material für mich aus. Er kann auch eine Vorauswahl für mich treffen und ich bestimme, was ich nutzen möchte. Aus diesem Grund werden Trainer nicht so schnell verschwinden. Zusätzlich: Das inhaltliche Verstehen ist nur der erste Schritt. Ich brauche jemanden an meiner Seite der mir Rückmeldungen zu meiner Umsetzung gibt und mich motiviert weiterzuarbeiten. Erst mit dem Handeln setze ich das um, was ich gelernt habe. Dabei gibt es selten nur einen richtigen Weg. Ich komme schneller zu meinem Ziel, wenn ich mich über die verschiedenen Möglichkeiten mit einem anderen Fachkundigen austausche und mir Rat und Empfehlungen geben lasse.

Langfristige Lernprozesse und Entwicklungsprozesse

Lernen, Kompetenzentwicklung und Verhaltensänderungen haben eines gemeinsam. Ohne Zeit und Wiederholung bewegt sich wenig. Der Mensch arbeitet nicht wie ein Computer. Einmal abgespeichert, immer abrufbar. Wiederholung ist das A und O. Die Technologien rund um das Mobile Learning haben es einfacher gemacht, kurze Lerneinheiten in regelmäßigen Abständen anzubieten. Trainer haben heute schon weniger häufig mit Einzelveranstaltungen zu tun, sondern sie begleiten die langfristige Entwicklung.

Welche Kompetenzen brauche ich?

Zunächst die gute Nachricht: Viele dieser Fähigkeiten setzt du bereits ein. Denn als Trainer hast du heute schon mit den drei wichtigsten Bereichen zu tun: Du stehst in Kontakt mit deinen Teilnehmern, du arbeitest mit deinen Auftraggebern zusammen und der dritte Bereich, du interagierst mit Technologie und Medien. Je nach deinem Trainingsgebiet und deiner Zielgruppe entdeckst du vielleicht, wo bei dir die Schwerpunkte liegen. Meiner Erfahrung nach ist im Bereich Medien und Technologie, die größte Herausforderung das auf dem Laufenden zu bleiben, denn hier verändert sich in kurzer Zeit am meisten.

Wenn du dich mit diesen Kompetenzen beschäftigen willst, dann können dir diese Punkte einen ersten Anhaltspunkt geben:

  • Mediendidaktisches Wissen: Wie erstelle ich Videos, Grafiken, Pdf-Dokumente, Präsentationen...?
  • Methodenwissen zu Lernmethoden: Welche Lernformen setze ich im Präsenztraining ein. Welche Lernmethoden sind online geeignet?

Für den Erfolg: So kannst du in das Thema einsteigen

Was kann ich schon heute tun?

Suche dir eine der oben genannten Fähigkeitsbereiche oder Kompetenzen heraus und informiere dich mit Hilfe einer Google Suche zu dem Thema. Schau auf die Webseiten der verschiedenen Trainingsmagazine, ob du dort Zusammenfassungen zu dem Thema findest. Starte eine Diskussion mit Trainerfreunden oder Kollegen in sozialen Netzwerken wie Facebook, Linkedin oder Xing. Mache das im Laufe einer Woche, so dass du am Ende der Woche ein bis zwei Stunden dem Thema gewidmet hast. Nach einer Woche beginnt deine nächste “Themenwoche” und du wirst relativ schnell einen groben Überblick bekommen haben. Anschließend vertiefst du einen einzelnen Themenbereich. Du lernst mehr über das Thema und bringst Fähigkeiten zur Anwendung. Das könnte ein Lernexperiment mit Twitter sein, eigene Kurzvideos produzieren, nach einem tollen Inhalt für deine Trainings suchen, eine Kreativitätstechnik austesten oder eine Webinarsession gestalten.

Jetzt bist du gefragt:

Wo geht für dich die Reise hin? Denk mal darüber nach und schreibe mir dein Ergebnis auf unserer blink.it facebook Seite oder in den Kommentaren. Ich bin gespannt!

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