Blended Learning: Mein Praxistest in 90 Minuten
Mit Blended Learning durchstarten – das ist das Ziel vieler Trainer, Coaches oder Berater. Vier Monate nach dem Einstieg bei blink.it habe ich den Praxistest gemacht und ein Blended-Learning-Konzept in 90 Minuten erstellt.
So funktioniert Blended Learning
“Blended” ist das englische Wort für “gemischt” und beschreibt im Bildungsbereich Lernformen, die verschiedene Methoden verbinden. Blended Learning ist also die Mischung verschiedener Lernformen. In unserem Fall verbinden wir klassische Präsenz (Training oder Coaching) und online-gestützte Selbstlernphase.
Der Vorteil für Schulungen, Trainings und Coachings: Alle Beteiligten (Trainer, Teilnehmer, Kunde) profitieren von dem Besten beider Welten. In der Präsenzphase können intensivere und tiefgründigere Diskussionen geführt werden, weil Basis-Inhalte und Transferaufgaben in eine Online-Begleitung ausgelagert werden.
Im Folgenden beschreibe ich dir, wie die Umsetzung eines konkreten Konzepts im Blended Learning aussehen kann.
Zwei Phasen in der Konzeption eines Blended Learnings
Die Konzeption eines Blended Learnings können wir grob in zwei Phasen einteilen:
- Planung
- Kuration von Inhalten
In unserem Leitfaden für Blended Learning habe ich diese Phasen in neun einzelne Schritte eingeteilt. Dafür habe ich ein ganz konkretes Training zum Thema “Bessere Meetings” entworfen und in 90 Minuten ein Blended-Learning-Konzept erstellt. Dafür habe ich mir für jede Phase Fragen überlegt und direkt beantwortet!
1. Phase: Planung (30 Minuten)
Jedes Blended Learning beginnt mit einer Planung: Die Frage nach dem Ziel sollte nicht nur bei der Entwicklung eines Konzepts im Blended Learning ganz am Anfang stehen. Außerdem solltest du in dieser ersten Phase über Modell und Rahmen deines Blended Learning entscheiden.
Um meinen Beispielkurs “Bessere Meetings” gut planen zu können, musste ich mir zunächst folgende Fragen überlegen:
Die Fragen in der ersten Phase:
- Welches Ziel verfolgst du mit deinem Blended Learning?
- Welches Modell von Blended Learning ist für dich das richtige?
- In welchem Rahmen soll dein Blended Learning stattfinden?
Die Antworten im Beispiel:
Zunächst entschied ich mich für ein Ziel: Am Ende meines Blended Learnings zum Thema “Bessere Meetings” sollen die Teilnehmer Meetings so strukturieren können, dass diese effizient, thematisch passend und fair sind.
Die Basis meines Blended Learnings: Mein Prototyp-Workshop “Bessere Meetings”, der aus drei Terminen besteht, die jeweils vier Stunden dauern und im Abstand von zwei Wochen stattfinden. Um meinen Teilnehmern dabei zu helfen, das bereits Gelernte in die Praxis umzusetzen und weiter zu trainieren, sollte ich die Lücken mit Online-Phasen ausbauen.
Ich entschied mich für das Modell “Springer” und wechsle so immer zwischen Präsenzveranstaltung und Online-Phase ab. Außerdem ergänzte ich eine zusätzliche kurze Online-Phase vor dem ersten Präsenztermin, um meine Teilnehmer optimal vorzubereiten. Dadurch ergibt sich folgendes Gerüst:
Tipp: Neben dem "Springer" gibt es auch noch die Blended-Learning-Modelle "Reiher" und "Sandwich". Mehr dazu in diesem Blogartikel!
Mein Präsenz-Workshop “Bessere Meetings” sollte unverändert bleiben, um hier Arbeit und Zeit zu sparen. Ich wollte ihn lediglich um eine Online-Begleitung erweitern. Als Rahmen wählte ich aus Erfahrung eine Lernplattform, die das Prinzip Microlearning gut gelöst hat.
2. Phase: Kuration von Inhalten (60 Minuten)
In der zweiten Phase stehen die Inhalte im Vordergrund. Ich habe ausgewählt, welche Inhalte ich grundsätzlich verwenden will und sie in eine Reihenfolge gebracht. Dabei stelle ich mir folgende Fragen:
Die Fragen in der zweiten Phase:
- Welche Inhalte möchtest du für dein Blended Learning verwenden?
- Zu welchem Zeitpunkt möchtest du welche Inhalte vermitteln?
Die Antworten im Beispiel:
In meiner Idee gebe ich den Workshop “Bessere Meetings” seit etwa drei Jahren. Zu Beginn hatten ich Inhalte verwendet, die inzwischen nur noch in meinem Archiv existieren. Im nächsten Schritt habe ich mir deshalb mindestens eine Dreiviertelstunde Zeit genommen, bisher verwendete Inhalte zu sichten und die besten herauszusuchen.
Dafür habe ich acht gute Inhalte ausgewählt, die ich gerne für mein Blended Learning verwenden wollte. Diese Inhalte habe ich übersichtlich in einem Ordner abgespeichert, um schnell darauf zugreifen zu können.
Bei manchen Dokumenten wusste ich schon direkt, dass sie gut für den Einstieg oder die Vorbereitung geeignet sind. Andere musste ich mir noch einmal genauer ansehen. So legte ich folgende Reihenfolge für mein Blended Learning fest:
Phase | Passende Inhalte | Anmerkung |
Vorbereitung |
|
Kann ich schon vor dem ersten Präsenztermin verwenden! |
Einstieg |
|
Das ist einfaches Material, eignet sich gut für Einsteiger |
Vertiefung |
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Hier wird schon auf Grundwissen aufgebaut |
Transfer |
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Dieses Material könnte grundsätzlich auch für die Fortgeschrittenen-Phase verwendet werden. Es kann aber gut vom Teilnehmer alleine bearbeitet werden und ist optimal für eine Selbstlernphase! |
Was danach kommt: Erstellung und Verknüpfung von Inhalten
Top! Das Grundgerüst stand bereits und ich habe nur 90 Minuten dafür gebraucht. Jetzt war ich schon so tief drin im Thema, dass ich nach einer kurzen Pause direkt mit der Inhaltserstellung beginnen wollte. Dabei stellte ich mir wieder einige Fragen und ergänzte die Antworten in meiner Tabelle.
Die Fragen:
- Welche Inhalte fehlen noch und müssen produziert werden?
- Mit welcher Methode möchtest du welche Lerneinheiten verknüpfen?
- Mit welchem Format möchtest du deine Lerneinheiten verknüpfen?
- Mit welcher Call-to-Action (CTA) möchtest du deine Lerneinheiten vermitteln?
Die Antworten im Beispiel:
In meiner erstellten Übersicht fehlten Inhalte in der Vorbereitungs- und der Transferphase. Ich sollte mich den Teilnehmern noch vor dem ersten Workshop persönlich vorstellen, ihnen nach dem ersten und nach dem letzten Workshop den Einstieg in die Online-Phasen erleichtern. Dafür wollte ich zwei- bis dreiminütige Videos produzieren, in denen ich den Teilnehmer direkt anspreche.
Anschließend ergänzte ich Methode und Format für jede Lerneinheit in meiner Tabelle. Das sah dann schließlich so aus:
Phase | Passende Inhalte | Methode | Format |
Vorbereitung | Selfie-Video | Vorstellung meiner Person und Begrüßung im Training | Video |
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Theorie vorab vermitteln | Text-Aufforderung mit Bild und Text-Download | |
Einstieg | Selfie-Video | So geht's weiter: Ich erkläre, was die Teilnehmer in meinem Blended Learning erwartet | Video |
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Wenn A, dann B: Angewohnheiten durch Handlungsimpulse verändern | Text-Aufforderung mit Bild und Text-Download | |
Vertiefung |
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Wesentliche Aussagen herausfiltern lassen und per Quiz überprüfen | Quiz und Text-Download |
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Übung der Woche: Die Teilnehmer sollen sich jeweils einen Aspekt der Liste im Artikel als Übung heraussuchen | Text-Aufforderung mit Bild und Text-Download | |
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Fragen sind mächtig: Die Teilnehmer sollen A. Weiler ein fiktives Interview stellen | Video-Einbettung von Youtube | |
Transfer | Selfie-Video | So geht's weiter: Ich erkläre, wie das Blended Learning nach der Präsenzphase abläuft | Video |
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Frage an den Experten: Die Teilnehmer sollen mir ihre Fragen aus dem Artikel schicken und ich beantworte sie im Video. Dafür ergänze ich ein weiteres Selfie-Video im nächsten Schritt! | Text-Aufforderung mit Bild und Text-Download | |
Selfie-Video | s.o.: Ich beantworte die zentralen Fragen der Teilnehmer im Video | Video | |
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Kleine Erfolge, große Wirkung: Ich fordere die Teilnehmer zu einer kurzen Übung aus dem Artikel auf, die nur 5 Minuten dauert | Text-Aufforderung mit Bild und Text-Download | |
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Quiz: Was ist im Quartalsmeeting gut gelaufen, was hätten sie verbessern können? (Eine Art Abschlussprüfung) | Audio-Mitschnitt und Quiz |
Tipp: Grundsätzlich hätten diese Folgeaufgaben auch von Mitarbeitern erledigt werden können, falls ich nicht komplett alleine arbeite. Methode und Format ergeben sich größtenteils schon aus den Inhalten und sollten zwar der Vollständigkeit halber mit aufgelistet werden – für das reine Grundkonzept sind sie jedoch nicht notwendig.
Zum Schluss: Handlungsaufforderung und Optimierung
Sieht viel aus? Die Darstellung mit einer Tabelle ist hier nur eine Zwischenlösung. Optimalerweise beginne ich spätestens jetzt damit, mit meiner gewählten Online-Plattform zu arbeiten und das Gerüst deines Blended Learning dort einzubauen.
Mit der Call-to-Action vervollständige ich schließlich mein Konzept: Dafür überlege ich mir jeweils, mit welcher konkreten Handlungsaufforderung ich die Teilnehmer aktivieren möchte.
Abschließend sollte ich mich idealerweise nach einer mehrstündigen oder mehrtägigen Pause noch einmal an mein Konzept setzen und alle Fragen überprüfen. Gibt alles Sinn? Ist ein roter Faden erkennbar? Eine ungefähre Faustregel: Wenn ich zu 80-90% zufrieden bin mit meinem Blended-Learning-Konzept, kann ich mit der Umsetzung starten!
Du möchtest mehr erfahren? Zu genau diesem Beispiel findest du Hintergründe, konkrete Call-to-Actions, Definitionen und vieles Weitere in unserem Leitfaden für Blended Learning.
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