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Microlearning: 3 Regeln zur Erstellung von Lernhäppchen

Geschrieben von Corinna Günther | Mi, 07.03.2018

Lernerfolg hat viel mit Motivation zu tun. Als Trainer kennst du vielleicht die Herausforderung, den richtigen Punkt zwischen Unter- und Überforderung zu treffen: Dein Teilnehmer soll auch bei anspruchsvollen Inhalten motiviert werden, am Ball zu bleiben. Ein sinnvolles Lernkonzept teilt das große Ganze daher in gut verdauliche Häppchen. Genau dieser Ansatz gelingt dir mit Microlearning.

Zwei Merkmale von Microlearning helfen dir bei deinem Training entscheidend weiter: Erstens ein starker Fokus auf gute Inhalte und zweitens eine einfache Vermittlung der Inhalte.

Update August 2022: Du interessierst dich fürs Thema Lernhäppchen? Schau dir auch unsere Beispiele für Microlearning und den Artikel über Learning Nuggets (Definition + Beispiele) in unserem Blog an!

Warum Fokus für dein Training so wichtig ist

Isst du gerne vom Buffet? Ja, ich eigentlich auch. Aber am Ende bin ich so voll, dass ich gefühlt kaum noch nach hause komme. Und das Essen selbst kann ich meist auch nicht richtig genießen, weil ich einfach alles probieren möchte – ein klassischer Fall des Auswahl-Paradoxons. Die Geschmacksrichtungen vermischen sich auf meinem Teller und ich habe schon am nächsten Tag vergessen, was genau ich eigentlich alles gegessen habe.

So ähnlich geht es deinem Teilnehmer, wenn er mit Informationen förmlich übergossen wird. Servierst du ihm stattdessen einzelne Häppchen, die du für ihn gezielt zubereitet und abgeschmeckt hast, wird er Spaß dabei haben und sie besser in Erinnerung behalten.

Methoden: Mit Microlearning Fokus in dein Training bringen

Vorbereitung ist das A und O. Überlege dir immer genau: Was möchtest du bei deinem Teilnehmer erreichen? Wenn du dir deine Ziele möglichst klein steckst, kannst du umso mehr dafür sorgen, dass sie auch wirklich erreicht werden.

Microlearning verfolgt genau dieses Ziel: Inhalte in kleinen Häppchen (Microcontent) zu vermitteln. Über das Medium kannst du dabei frei entscheiden: Möchtest du den Microcontent komplett online zur Verfügung stellen, ist E-Learning der passende Ansatz. In Präsenzveranstaltungen ist Microlearning grundsätzlich auch möglich, zum Beispiel in Form von Stationenarbeit.

Am geeignetsten für den Einsatz von Microlearning ist aber der Ansatz von Blended Learning. Hier servierst du deinem Training einzelne digitale Häppchen. Durch die Verbindung von Präsenz- und Onlinephasen wird dein Teilnehmer nach und nach “angefüttert” und nicht auf einen Schlag “überfüttert”.

Schau dir hier noch ein Beispiel eines Micro-Contents an – einer kleinen Lerninhalt: Der Trainer Sebastian Tetschke hat sich für Microlearning in Kombination mit Blended Learning entschieden. In diesem ersten kurzen Video begrüßt er seine Teilnehmer und erklärt, welche weiteren Lerneinheiten in den kommenden Wochen folgen:

Drei einfache Regeln reichen schon, um effektiv mit Microlearning zu starten

  1. Filtere die wichtigsten Inhalte zu einem Thema heraus.
  2. Reduziere einzelne Inhalte aufs Wesentliche.
  3. Vermittle deine Inhalte so einfach wie möglich.

Die ersten beiden Regeln helfen dir, deinen Fokus zu finden. In der dritten Regel geht es schließlich darum, dass du dich auf die einfache Vermittlung konzentrierst. Klingt leicht – und das ist es auch, wenn du einmal auf dem richtigen Weg bist! Im Folgenden zeige ich dir, wie du diese drei Schritte einfach umsetzen kannst.

Kennst du den Ausspruch “In the blink of an eye”? Er bedeutet soviel wie “in einem Wimpernschlag” oder eben einfach “sehr kurz”. Diese Idee ist bei blink.it so zentral, dass sie ausschlaggebend für den Namen war: Halte es kurz, reduziere deine Inhalte auf das Kernstück. Das ist auch der Grundsatz von Microlearning.

Schritt 1: Die wichtigsten Inhalte zu einem Thema herausfiltern

Schau dir all deine über die Jahre angesammelten Inhalte zu einem Thema an und teile sie in so kleine Häppchen wie möglich. Das benötigt wahrscheinlich einige Stunden deiner Zeit, dafür kannst du mit dem Ergebnis monatelang effektiv arbeiten. Und so kannst du bei diesem Prozess im Detail vorgehen:

Sichten

Zunächst solltest du all dein Material an- und durchsehen, was sich über die Jahre angesammelt hat. Denke hier auch an Inhalte, für die du bisher nie Verwendung hattest. Vielleicht ergeben sich ja inzwischen neue Ideen.

Auswahl

Aus dieser großen Masse sortierst du jetzt erst im zweiten Schritt alles aus, was dir nicht passend erscheint. Nimm dir dafür jeden Inhalt vor und bewerte ihn nach folgenden Kriterien:

  • Ist der Inhalt qualitativ hochwertig?
  • Ist der Inhalt zweckmäßig / passt er zu deinem Thema?
  • Ist der Inhalt für deinen Teilnehmer anspruchsvoll genug?
  • Ist der Inhalt für deinen Teilnehmer interessant?
  • Nur wenn alle Punkte zutreffen, solltest du den Inhalt in die engere Auswahl nehmen.

Zeitliche Einordnung

Jetzt hast du die Anzahl deiner guten Inhalte bereits reduziert. Ich empfehle dir, sie nun noch grob in drei Phasen einzuteilen:

  1. Vorbereitung/Einstieg
  2. Fortgeschrittener Lernprozess
  3. Transferphase

Überarbeitung

Falls du während Schritt 3 merkst, dass du besonders viele Ideen und Inhalte für eine einzelne Phase hast, solltest du innerhalb dieser Phase erneut bei Punkt 1 starten.

Perfekt – jetzt hast du aus all deinen vorhandenen Inhalten die geeignetsten heraus gefunden! Wahrscheinlich sind einzelne Inhalte noch immer sehr umfangreich. In Schritt 2 geht es deshalb darum, das Wesentliche eines Inhalts heraus zu finden.

Schritt 2: Einzelne Inhalte aufs Wesentliche reduzieren

Hast du beispielsweise ein komplettes Buch, das du für hilfreich und passend hältst? Oder ein Video, das 30 Minuten lang ist? Diese Inhalte können noch so ansprechend erstellt und qualitativ hochwertig sein – als Lerneinheit für dein Training sind sie wahrscheinlich ungeeignet. Zumindest in ihrer kompletten Form, denn du als Experte kannst dich jetzt daran machen, die wichtigsten Stellen für deinen Teilnehmer herauszufinden.

Nimm dir einen in Schritt 1 ausgewählten Inhalt, der für dich zu umfangreich für eine Micro-Lerneinheit ist. Gehe dann folgendermaßen vor, um das Wesentliche herauszufinden:

Begründung

Überlege dir, warum genau dieser Inhalt für dich gut und relevant ist. Notiere dir alle Gedanken, die dir spontan in den Kopf kommen.

Betrachtung

Schau dir dann deinen Inhalt genau an. Notiere dir währenddessen immer, wenn eine Stelle genau zu deiner Begründung passt, warum du den Inhalt ausgewählt hast.

Beschneidung

Kürze deinen Inhalt nun auf die eben herausgefundenen zentralen Stellen. Mache dir dazu Scans relevanter Seiten oder schneide Video- und Audiodateien mit einem Programm deiner Wahl passend zu. Wir empfehlen dabei die Software FimoraGo – kostenlos für Android und Apple.

Verfahre so mit allen Inhalten, die für dich passend, aber als Lerneinheit zu lang sind!

Super – jetzt hast du einige geeignete Inhalte zum Thema, die aufs Wesentliche reduziert sind. Doch kurze oder kleine Inhalte allein reichen nicht aus, um den Teilnehmer auch wirklich abzuholen. Vermittle deine Inhalte gleichzeitig so einfach wie möglich! 

Hier liegt ein weiterer Knackpunkt, den du als Trainer lösen musst: Wie präsentierst du Inhalte so, dass sie sofort verstanden werden und der Teilnehmer Lust auf mehr bekommt? Lies dir dazu meine Tipps in Schritt 3 durch:

Schritt 3: Deine Inhalte so einfach wie möglich vermitteln

Indem du deine Inhalte auf das Wesentliche reduziert hast, hast du bereits einen großen Schritt in Richtung Microlearning getan.

Schau dir jetzt jeden ausgewählten Inhalt separat an und überlege dir, wie du die Botschaft dahinter einfach vermitteln kannst. Dafür habe ich für dich 7 Best Practices zusammengestellt, mit denen du deine kurzen Inhalte leicht vermitteln kannst:

So kannst du deine Micro-Inhalte einfach vermitteln

1. Einfache Begriffe

Besonders komplexe Inhalte kannst du leicht dadurch vereinfachen, indem du Fachbegriffe umschreibst.

2. Storytelling

Gibt es eine Geschichte, die du zum Inhalt erzählen kannst?

3. Interaktivität

Lass deinen Teilnehmer aktiv werden und fordere ihn z. B. zum Austausch in der Gruppe auf.

4. Medienvielfalt

Es muss nicht immer Text sein. Videos oder Podcasts sind eine willkommene Abwechslung für deinen Teilnehmer.

5. Humor

Wer Spaß beim Lernen hat, dem fällt das Lernen einfacher.

6. Beispiele

Einen hohen Abstraktionsgrad kannst du ganz einfach durch Beispiele reduzieren.

7. Wiederholungen und Zusammenfassungen

Last but not least – vereinfache deinem Teilnehmer den Lernprozess, indem du wesentliche Aussagen mehrfach betonst.

Mithilfe dieser Best Practices wird es dir gelingen, auch komplexe Inhalte eingängig zu übermitteln. Und denke immer daran: Im Zweifel lieber Inhalte reduzieren und relevante Botschaften auf mehrere Lerneinheiten aufteilen! So gelingt dir ein schneller Einstieg in Microlearning.

Leg am besten gleich los!