Nachhaltigkeit im E-Learning: Da geht noch mehr!
Auf den ersten Blick scheint das E-Learning bzw. digitales Lernen eine sehr umweltschonende Lösung zu sein: keine gedruckten Bücher, keine Anfahrtswege, keine Energiekosten für physische Klassenräume. Doch ist das E-Learning so umweltfreundlich, wie es scheint? Wir haben nachgeforscht, wie man es noch besser machen kann.
Die Sache mit dem Fußabdruck
Wenn wir irgendetwas digital machen können, sonnen wir uns gerne in dem Gefühl, besonders ressourcenschonend und damit nachhaltig zu agieren. Unsere Computer-Tätigkeiten fliegen durch den Äther und umschiffen unsichtbar alles, was uns in der physischen Welt mit Blick auf den Umweltschutz Unbehagen bereiten könnte: Wir erzeugen keinen Müll oder Abgase, wir verbrauchen kein Wasser, Papier oder andere Stoffe und lassen die Tier- und Pflanzenwelt hübsch in Ruhe. Stattdessen sitzen wir an unserem Digitalgerät und tippen und klicken harmlos vor uns hin.
Weil auch im Bildungssektor mehr Nachhaltigkeit gefordert ist, beruhigt das E-Learning unser Gewissen durch klare ökologische Vorteile. Schauen wir uns an, inwieweit digitales Lernen im Vergleich zum Präsenz-Lernen die bessere Umweltbilanz aufweisen kann.
Die Vorteile des E-Learnings für die Umwelt
1. Keine Anfahrtswege zu Lehrveranstaltungen
Einer der größten Beiträge des E-Learning zur Nachhaltigkeit ist der Wegfall von Anfahrtswegen. Sowohl Lernende als auch Lehrende müssen keine Fahrten zum Veranstaltungsort zurücklegen, was zu einer erheblichen Verringerung der CO₂-Emissionen führt. Besonders Menschen mit Flugscham sind glücklich, wenn sie digital an einer weit entfernten oder internationalen Lehrveranstaltung teilnehmen können, ohne dafür ins immer unbeliebter werdende Flugzeug steigen zu müssen.
2. Kein physisches Lehrmaterial
Klassisches Lernzubehör wie Bücher, Arbeitshefte oder Schreibutensilien sind beim E-Learning weitestgehend überflüssig. Indem die Lerninhalte digital bereitgestellt werden, wird nicht nur der Papierverbrauch drastisch reduziert: Es wird auch der gesamte Energie- und Rohstoffverbrauch eingespart, der durch die Herstellung, Lagerung und Beförderung des physischen Lehrmaterials entsteht.
Auch Prüfungen und Lernkontrollen werden digital durchgeführt, was den Bedarf an gedruckten Prüfungsunterlagen obsolet macht. Dabei wird einerseits kostbares Papier gespart sowie andererseits der Aufwand und die CO₂-Emissionen, die mit der Verteilung und der Lagerung physischer Prüfungsdokumente verbunden sind.
3. Kein Energieverbrauch für Veranstaltungsorte
Seminar- und Schulungsräume für Präsenzveranstaltungen müssen zu festgelegten Terminen geheizt, beleuchtet und gepflegt werden, und zwar unabhängig davon, wie viele oder wie wenige Lernende an einer Veranstaltung teilnehmen. Indem Lernen häufiger digital zuhause stattfindet, sinkt der Energieaufwand für die Infrastruktur der traditionellen Veranstaltungsorte, Seminarhotels u.ä. erheblich, da insgesamt weniger Räume gebraucht werden.
Die Veranstaltungsorte können also ihre Räumlichkeiten effizienter nutzen, und in der langfristigen Konsequenz sinkt der Bedarf an Neubauten für Lehrzwecke, was wiederum den Verbrauch von Baumaterial und die damit verbundenen CO₂-Emissionen reduziert - und ganz nebenbei der Natur weniger Raum wegnimmt.
Was im Verborgenen schlummert
Obwohl wir E-Learning aufgrund dieser Vorteile schon ziemlich prima finden, hat es doch ein paar versteckte Umweltauswirkungen, die die meisten Menschen nicht bewusst auf dem Schirm haben:
1. Server und Rechenzentren
E-Learning basiert auf einer gigantischen digitalen Infrastruktur, die Cloud-Dienste, Streaming-Plattformen und Server benötigt. Serverfarmen und Rechenzentren sind in großen Gebäuden untergebracht, die den meisten Menschen verborgen oder zumindest unbekannt bleiben. Die vielen Geräte darin müssen rund um die Uhr betrieben und vor allem gekühlt werden, was einen erheblichen ökologischen Fußabdruck hinterlässt. Laut Studien machen Rechenzentren etwa 1 % des globalen Stromverbrauchs aus, und diese Zahl steigt stetig an.
2. Ressourcenintensive Hardwareproduktion
Um überhaupt am digitalen Lernen teilnehmen zu können, braucht man zwingend ein Computergerät: PC, Laptop, Tablet oder Smartphone. Die Herstellung dieser Geräte erfordert bereits einen hohen Energiebedarf, aber schon in den Produktionschritten davor, nämlich bei der Gewinnung und Verarbeitung der benötigten Rohstoffe wie Kupfer, Gold und Zinn sowie Lithium und Kobalt kommt es häufig zu erheblichen Umweltschäden, zu menschenrechtlichen Problemen und zum Verlust von Lebensräumen.
3. Kurze Lebensdauer digitaler Geräte
Die Computergeräte, die für das E-Learning benötigt werden, haben oft eine begrenzte Lebensdauer, die durch die ständige Einführung neuer Hardware- und Software-Technologien noch verkürzt wird. Der Bedarf an immer leistungsstärkeren Geräten erhöht zum Einen den Druck auf die benötigten Rohstoffquellen, und zum Anderen wächst der Berg an Elektronikschrott (E-Waste), der häufig nicht recycelt wird.
4. Wasserverbrauch
Die Produktion von elektronischen Geräten benötigt große Mengen an Wasser, insbesondere bei der Halbleiterherstellung. Dieser Wasserverbrauch trägt in Regionen mit Wasserknappheit zu Umweltproblemen bei und wird oft übersehen, wenn man nur den Energieaspekt betrachtet.
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5. Elektromagnetische Verschmutzung
Der verstärkte Einsatz von Wi-Fi-Netzwerken und Mobilfunktechnologien zur Unterstützung von E-Learning führt zu einer höheren elektromagnetischen Strahlung, die als “Elektrosmog" bekannt ist. Auch wenn die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit des Menschen noch nicht umfassend erforscht sind, gilt Elektrosmog als potenzieller Faktor, der langfristig schädlich sein könnte.
Oje - das hört sich alles furchtbar deprimierend an, denn viele dieser Punkte scheinen außerhalb unserer Reichweite zu liegen, so dass wir gar nichts daran ändern können. Oder doch?
Good News: E-Learning kann noch nachhaltiger gestaltet werden
Das E-Learning ist natürlich nur ein Bereich bei der Nutzung von Computergeräten, darum gelten die obigen Aspekte des verborgenen ökologischen Fußabdrucks natürlich für jeden Moment, in dem ein digitales Gerät in Betrieb ist.
Die Betreiber von Rechenzentren wissen genau, dass sie ihre Umweltbilanz verbessern müssen, und so haben Unternehmen wie Google und Microsoft bereits Initiativen gestartet, um ihre Rechenzentren vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen oder sie vermehrt in klimatisch günstigerem Gegenden anzulegen, wo der Energieverbrauch für die Kühlanlagen geringer ausfällt.
Es gibt aber ein paar Dinge, die du als Anbieter bzw. Veranstalter von Online-Kursen unmittelbar tun kannst, um noch etwas umweltbewusster zu agieren:
1. Schaffe Bewusstsein für den Energieverbrauch
Sowohl Bildungsanbieter als auch Lernende sollten für den Energieverbrauch von Online-Kursen sensibilisiert werden. Informiere deine Kursteilnehmer darüber, welcher Energieverbrauch durch die Herstellung und den Betrieb von elektronischen Geräten entsteht.
Du könntest sie auch dazu ermuntern, selbst aktiv auf einen möglichst geringen Energieverbrauch zu achten: Sie könnten z. B. energieeffiziente Geräte verwenden, die weniger Strom verbrauchen, und die Energiesparmodi ihrer Geräte konsequenter nutzen, indem beispielsweise nach kurzer Inaktivität Bildschirme in den Ruhezustand wechseln.
2. Fördere die Beschaffung nachhaltiger Geräte
Es muss nicht immer das allerneueste Highend-Gerät sein, um digital zu lernen: Es gibt inzwischen zahlreiche Online-Shops, in denen man günstig gebrauchte Computergeräte kaufen kann, die nachhaltig wiederaufbereitet wurden. So erhält man ein Gerät, das zwar ein paar Generationen älter ist und vielleicht nicht mehr ganz so hübsch, weil es ein paar Gebrauchsspuren aufweist, aber es ist voll funktionsfähig, und sofern es nicht viel zu alt ist, kann man damit prima auf Lernplattformen zugreifen und digitale Kurse absolvieren.
Gebrauchte Computergeräte sparen nicht nur die Herstellungsressourcen ein, sondern sie reduzieren auch die Menge an Elektronikschrott.
3. Reduziere die Datenmenge des Lehrmaterials
Achte bei der Gestaltung deines digitalen Lehrmaterials darauf, dass die Dateien möglichst klein sind. Bild-Dateien innerhalb von Dokumenten treiben die Dateigröße schnell in die Höhe, und auch Videos sind zumeist sehr datenintensiv. Bearbeite deine Bild-Dateien und Videos also vor dem Hochladen in deine Lernplattform so, dass sie möglichst wenig Speicher brauchen.
Achte besonders bei deinen Videos auf die Länge bzw. Dauer sowie auf die Auflösung (Full-HD ist meistens unnötig). Prüfe vor dem Hochladen nach, ob du sie noch komprimieren kannst, um die Datenmenge zu reduzieren. Wenn deine Kursteilnehmer diese Dateien später im Kurs laden bzw. abspielen, geht es viel schneller und erzeugt in der Konsequenz deutlich weniger CO₂-Emissionen.
Nebenbei brauchen kleinere Dateien weniger WiFi-Bandbreite und erleichtern somit den Abruf bzw. das Streamen in Regionen mit eingeschränkter Internet-Infrastruktur. Auch dieser Aspekt könnte für manche deiner Online-Kursteilnehmer wichtig sein.
In eigener Sache
Ressourcenschonung ist bei blink.it Chefsache: Geschäftsführer Michael Witzke setzt sich unermüdlich dafür ein, dass gerade wir als Software-Anbieter das Thema Nachhaltigkeit beherzigen:
- Die Arbeitsgeräte des Teams (Laptops, Tablets, Smartphones und sonstige Arbeitsmittel) werden so lange eingesetzt, wie es nur geht, und ggf. repariert.
- Beim Stromverbrauch unseres Bürobetriebs ist es Michael gelungen, durch die Installation einer intelligenten Steuerungsanlage die Energiekosten um sagenhafte 60 % zu reduzieren.
- Durch Remote-Arbeit bzw. Homeoffice bleiben unsere Mitarbeiter dem Straßenverkehr weitestgehend fern. Außerdem fördern wir die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, und wer in der Nähe wohnt, fährt bevorzugt mit dem Fahrrad ins Büro.
Jeder Einzelne von uns begrüßt und unterstützt diese Bemühungen und freut sich, auf diese Weise seinen Teil zur Ressourcenschonung auch im Arbeitsalltag beitragen zu können.
Alles beginnt mit Achtsamkeit
Im Großen und Ganzen ist das digitale Lernen nachhaltiger als Präsenzveranstaltungen, vor allem durch die Reduzierung von Reisen und den geringeren Bedarf an physischem Lehrmaterial. Allerdings bringt die digitale Infrastruktur des E-Learnings eigene Umweltbelastungen mit sich, die oft unterschätzt werden – insbesondere der Energieverbrauch von Rechenzentren und die Umweltfolgen der Geräteproduktion.
Damit das E-Learning noch nachhaltiger wird, müssen Kursanbieter und -teilnehmer bewusster mit den digitalen Ressourcen umgehen. Der Einsatz von erneuerbaren Energien, energieeffizienten Technologien und nachhaltigen Geräten hilft allen Beteiligten dabei, die positiven Effekte des digitalen Lernens weiter zu steigern und den ökologischen Fußabdruck zu minimieren.
Wie immer, wenn es um das Thema “Nachhaltigkeit” geht, kann es nur heißen: Wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, und zwar jederzeit und in allen Aspekten unseres Alltags. Dazu gehört auch seit einigen Jahren das digitale Lernen. Also: Kümmern wir uns drum!
Wir hoffen, dass wir dir mit diesem Artikel ein paar nützliche Informationen und praktische Tipps vermitteln konnten, und wünschen dir weiterhin viel Freude mit deinen E-Learnings!
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